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Fall Dennis: Mutter schildert Sterben ihres Sohnes

Im Prozess um den Tod des Jungen Dennis hat seine Mutter vor dem Landgericht Cottbus die Umstände seines Sterbens geschildert. Die Leiche des Jungen war in der Kühltruhe der Eltern gefunden worden.

Cottbus - Mit erschütternden Worten hat die angeklagte Mutter des sechsjährigen Jungen Dennis vor dem Landgericht Cottbus den Tod ihres Sohnes geschildert. Die 44-Jährige kämpfte bei ihrer Aussage am Freitag immer wieder mit den Tränen. Die mumifizierte Leiche von Dennis war am 21. Juni 2004 in der Kühltruhe der Eltern gefunden worden. Laut Anklage sollen die Frau und ihr 38 Jahre alter Ehemann aus Cottbus das Kind derart schlecht ernährt und ohne jede ärztliche Betreuung vernachlässigt haben, dass es völlig entkräftet starb. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Tod bereits im Frühsommer 2001 eintrat.

Die Mutter berichtete jedoch am zweiten Prozesstag, dass Dennis erst am 20. Dezember 2001 starb. Wie die Frau vor dem Schwurgericht sagte, machten sich an jenem Tag vier ihrer Kinder auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt. «Dennis konnte nicht mitgehen, weil er etwas Fieber hatte», sagte sie mit tränenerstickter Stimme. «Am Nachmittag hat er angefangen zu zittern, als ob er friert», schilderte sie mit blassem Gesicht. Sie habe ihm einen Tee gemacht und ihn ins Bett gebracht. Eine Weile später habe sie gemerkt, dass ihr Sohn aufhörte zu atmen und tot war.

Bevor die anderen Kinder vom Weihnachtsmarkt zurück kamen, habe sie die Leiche des Kindes zunächst in den Bettkasten des kleineren Kinderzimmers gelegt. «Ich wusste nicht, was ich machen sollte», sagte die elffache Mutter, die damals mit den fünf jüngsten Kindern und ihrem Mann in einer Plattenbauwohnung lebte. Am nächsten Tag habe sie beim Frühstück erzählt, Dennis sei im Krankenhaus, berichtete die Beschuldigte in dem erneut voll besetzten Gerichtssaal. Etwa einen Tag später habe sie die Leiche in die Kühltruhe in der Küche gelegt. Das Gerät sei nicht richtig funktionsfähig gewesen. Ihr Mann habe den Stecker gezogen, doch es sei kein Geruch nach außen gedrungen.

Das arbeitslose Ehepaar muss sich wegen Totschlages und Misshandlung verantworten. Die Frau ist ferner wegen Sozialbetruges angeklagt, weil sie noch bis November 2003 Sozialleistungen in Höhe von knapp 3800 Euro für das tote Kind bezogen haben soll.

Vor der Aussage der Mutter war im Gericht ein Dokumentarfilm des WDR über den Fall Dennis gezeigt worden, um dessen Eltern eine Stellungnahme zu den Geschehnissen zu erleichtern. Die Frau schaute jedoch nicht zu, sondern vergrub ihr Gesicht in den Händen.

Wie der Vater von Dennis aussagte, war er am 20. Dezember 2001 nach der Arbeit zu einer Weihnachtsfeier gegangen. «Von Dennis' Tod habe ich nichts gewusst», beteuerte der Angeklagte. Er habe seiner Frau geglaubt, dass der Junge damals mit dem Hubschrauber in ein Berliner Krankenhaus gebracht worden sei. Auf Nachfragen habe seine Frau immer gesagt, es gehe Dennis noch nicht besser.

Der Junge habe sich nicht so entwickelt wie seine Geschwister und sei zuletzt «ein bisschen abgemagert» gewesen, sagte der Mann. «Dennis war sehr ruhig und hat fast nie geredet.» Allerdings hätten weder er noch seine Frau den Jungen geschlagen.

Der Prozess geht am 17. November mit der Vernehmung der ersten Zeugen weiter. Dann soll auf Antrag der Staatsanwaltschaft auch die Kühltruhe der Eltern dem Gericht gezeigt werden. (Von Peter Jähnel, dpa)

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