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Maddie

© ddp

Fall Madeleine: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Vor einem Jahr verschwand Madeleine aus einer Ferienanlage. Die Eltern glauben, dass ihr Kind lebt. Eine Geschichte zwischen Angst, Hoffnung und Verzweiflung.

„Kommt zum ökumenischen Gottesdienst“, steht auf dem Plakat an der Kirchentür in dem portugiesischen Dorf Praia da Luz, „für Madeleine, die hier vor einem Jahr verschwand.“ Ausgerechnet die Eltern Madeleines, das britische Ärzteehepaar Gerry und Kate McCann, werden am 3. Mai vermutlich nicht in jener Kirche sein, in der sie nach dem Verschwinden ihrer kleinen Tochter vor einem Jahr täglich gebetet hatten. Sie kündigten an, dass sie von ihrem mittelenglischen Wohnort Rothley erst nach Portugal zurückkehren werden, wenn die portugiesische Justiz sie nicht länger als „Verdächtige“ in dem Fall einstufe.

Die portugiesische Kriminalpolizei, die bis heute keine Spur von Madeleine finden, aber auch kein Belastungsmaterial gegen die McCanns präsentierten konnte, lässt sich derweil Zeit. Offenbar stecken die Ermittlungen in einer Sackgasse. Soweit nicht noch Kommissar Zufall zu Hilfe kommt, sieht es fast so aus, also ob der Fall Madeleine, der die ganze Welt bewegte, bald als „ungeklärt“ zu den Akten gelegt wird. Erst durch die formale Einstellung der Untersuchung würde der Verdächtigenstatus der McCanns zurückgezogen werden.

Portugals Justizminister Alberto Costa hatte bereits angedeutet, „dass wir uns dem Abschluss dieses Falles nähern“. Zuvor räumte schon Kripochef Alipio Ribeiro ein, dass Madeleines Eltern wohl „voreilig“ zu Verdächtigen erklärt worden waren. Zwar wurden im April noch einmal jene sieben Freunde der McCanns vernommen, die am Abend des 3. Mai 2007 mit Gerry und Kate in Praia da Luz in Urlaubsstimmung beim Abendessen saßen. Doch Ergebnisse brachte diese neue Befragung offenbar nicht. Die Eltern hatten nach eigener Aussage Madeleine und ihre beiden jüngeren Geschwister im nahen Hotelappartement schlafend zurückgelassen. Als die McCanns vom Abendessen zurückkamen, war Maddie verschwunden.

Ein leichtsinniges Verhalten, bekennt inzwischen die Familie. „Niemand bedauert wohl mehr als sie selbst, was geschehen ist“, sagt Clarence Mitchell, der Sprecher der McCanns. „Und wahrscheinlich werden sie den Rest ihres Lebens mit diesem Bedauern klarkommen müssen.“ Auch wenn Madeleines Eltern die Hoffnung nicht aufgeben. Sie seien davon überzeugt, dass ihre Tochter noch lebe. „Daran glaube ich wirklich“, bekräftigte Gerry McCann dieser Tage. „Wir werden niemals aufgeben, nach Madeleine zu suchen“, versichern die McCanns auch auf ihrer Website. Sie schreiben inzwischen an einem Buch, um der Welt die Geschichte des Verschwindens von Madeleine aus ihrer Sicht zu erzählen. „Es wird die Geschichte dieser Familie sein“, sagt Sprecher Mitchell, „das einzige offizielle Buch.“ Die McCanns glauben, dass ihre Tochter von einem Kinderschänder entführt worden ist. Möglicherweise werde sie in einem nordafrikanischen oder südeuropäischen Land versteckt. Handfeste Hinweise für diese These fanden bisher aber weder die Ermittler noch von den McCanns beauftragte Privatdetektive.

Ralph Schulze

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