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Fall Natascha Kampusch: Diente ein Roman als Vorlage?

Die Ähnlichkeiten sind frappierend. Ein Roman hat möglicherweise die Vorlage für die spektakuläre Entführung der Österreicherin Natascha Kampusch geliefert.

Wien - Laut Polizei zeigt der Fall der jungen Frau, die vor anderthalb Wochen aus achtjähriger Gefangenschaft fliehen konnte, bemerkenswerte Parallelen zum Roman "Der Sammler" des Briten John Fowles. Ermittler suchten im Haus des Entführers Wolfgang Priklopil nach dem Buch oder einem Video des danach gedrehten Films, wie ein Sprecher des österreichischen Bundeskriminalamtes sagte. Ob sie fündig wurden, konnte er zunächst nicht sagen.

In "Der Sammler" (Original: "The Collector") aus dem Jahr 1963 geht es um die Entführung des jungen Mädchens Miranda Grey durch einen Mann, Frederick Clegg. Dieser plant seine Tat lange im voraus, kauft einen Lieferwagen und ein Landhaus, in dessen Keller er ein Verlies einrichtet. Clegg beobachtet sein Opfer und versucht nach der Entführung, Miranda zu verführen, unter anderem durch den Kauf von Mozart-Platten. Im Unterschied zum echten Fall stirbt Miranda am Ende an einer Krankheit; Clegg denkt an Selbstmord, ohne ihn zu vollziehen.

Auch Priklopil, der nach der Flucht von Kampusch Selbstmord beging, hatte die Entführung offenbar lange geplant und das künftige Gefängnis im Keller seines Hauses in der niederösterreichischen Stadt Strasshof bei Wien gebaut. Nach Ansicht von Psychologen baute die im Alter von zehn Jahren verschleppte Natascha Kampusch positive Gefühle zu ihrem Peiniger auf. Sie habe ihn als "Vater, Erzieher, Freund, vielleicht als Liebhaber" betrachtet, sagte der Psychiater Reinhard Haller dem Nachrichtenmagazin "News". (tso/AFP)

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