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Fall Nicolas: Staatsanwaltschaft fordert lebenslang für Großmutter

Im Prozess um den zu Tode gequälten Nicolas treffen die schwersten Vorwürfe die Großmutter des neunjährigen Jungen. Die Staatsanwaltschaft forderte für sie eine lebenslange Haftstrafe - wegen Folter und Barbarei mit Todesfolge.

Straßburg - Die angeklagten 48 und 34 Jahre alten Eltern, die 55-jährige Oma und ein Onkel (23) sollen den kleinen Jungen im Sommer 2003 wochenlang geschlagen und gepeinigt haben, bis er an einer Hirnblutung starb. Für die Mutter forderte die Staatsanwaltschaft 30 Jahre, für den Vater 10 Jahre und für den Onkel 20 Jahre. Ein Urteil des Straßburger Schwurgerichts sollte in den Abendstunden gesprochen werden.

Die Großmutter sei «ein Despot und ein Tyrann, der keine Grenzen der Gewalt kennt», sagte der Verteidiger der Eltern Florent Girault. Er wies die Anschuldigung von Folter und Barbarei für den Vater und teilweise auch für die Mutter zurück. «Sie waren gewalttätig, das haben sie eingestanden, doch Folter und Barbarei haben sie nie vorsätzlich gewollt», sagte er. Dies sollten die Geschworenen berücksichtigen.

Hingegen sei die Großmutter die Anstifterin der Gewalt gegen Nicolas gewesen, weil dieser als einziger in der Familie sich ihrer Allmacht widersetzt habe. Mit dem Einzug der Portugiesin in die beengte Drei-Zimmerwohnung in einem Straßburger Problemviertel sei «der Wolf in den Schafstall gekommen». Die Verteidigerin der Großmutter sagte dagegen, ihre Mandantin habe den Tod ihres Enkels niemals gewollt. Der Junge sei bereits vorher systematisch geschlagen worden.

Der Vater in der Anklagebox kämpfte während der siebentägigen Verhandlungen häufig mit den Tränen, während die Mutter ihren Blick gesenkt hielt. Beide Eltern gaben Prügeleien zu, schoben jedoch auch die Hauptschuld auf die Großmutter. «Für sie waren die Kinder Sklaven. Sie behandelte die Haustiere besser als Nicolas und seine drei Schwestern», sagte der Vater.

Im Sommer 2003 war Nicolas wochenlang geprügelt worden und bekam kaum zu trinken, weil er zum Bettnässer geworden war. Nachts wurde er an Händen und Füßen gefesselt. Der kleine Junge war am 8. August nach mehreren Schlägen mit dem Kopf gegen ein Möbelstück gestürzt und am folgenden Tag an einer Gehirnblutung gestorben. (tso/dpa)

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