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Uli Hoeneß: Noch immer sind Details zu seiner Steuerhinterziehung unklar.

© dpa

Fall Uli Hoeneß: Horst Seehofer verärgert über Rummel im Gefängnis

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ist offenbar verärgert über den Medienrummel am Montag in der JVA Landsberg, in der Uli Hoeneß seine Haft absitzen wird. Er ordnete an, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Nach dem Rummel um das Gefängnis von Uli Hoeneß hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Dienstag in der Kabinettssitzung angeordnet, dass die Justiz die Türen der JVA Landsberg künftig für die Medien verschlossen hält. Der ehemalige FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kann damit seine Haftstrafe in Landsberg unter Ausschluss der Öffentlichkeit absitzen. Hoeneß solle wie jeder andere Häftling behandelt werden, ohne dass die Justiz die Haftbedingungen groß in der Öffentlichkeit ausbreite, sagte Seehofer. „Er hat das gleiche Anrecht auf Privatsphäre, und das soll auch sichergestellt werden“, sagte die stellvertretende Regierungschefin Ilse Aigner (CSU) nach der Kabinettssitzung.

Die JVA Landesberg hatte ihre Räume am Montag gut 150 Journalisten präsentiert. „Es war die Bitte des Ministerpräsidenten, dass staatliche Stellen künftig nicht mehr nicht dazu beitragen, dass hier Tür und Tor geöffnet werden.“ Nachdem Seehofer das Thema in der Kabinettssitzung angesprochen hatte, erläuterte Justizminister Winfried Bausback (CSU) nach Teilnehmerangaben, dass das Medieninteresse sehr groß war. Seehofer machte deutlich, dass er keine Wiederholung wünsche.

Zelle 34

Hat Uli Hoeneß Glück, bekommt er Zelle 34. Die ist mit ihrer Südlage vergleichsweise hell und ist etwa einen Quadratmeter größer als andere Zellen. Bei entsprechendem „Wohlverhalten“ könne ein Gefangener solch eine Zelle bekommen, raunte während des Presserummels am Montag einer der eigentlich zum Schweigen verdonnerten Wärter den Journalisten beim Presserundgang durch das über 100 Jahre alte Festungs-Gefängnis zu. In dem sorgen die dicken Mauern trotz Sonnenschein für empfindliche Kühle.

Es gibt also doch für Hoeneß Hoffnung auf eine etwas bessere Behandlung - allerdings ist der Spielraum dafür auf die Nord- oder Südlage oder minimale Unterschiede in der Zellengröße beschränkt.
Denn vom Grundaufbau sind in Landsberg alle Einzelzellen gleich.

Ein Klo, ein Waschbecken mit Kaltwasserhahn, ein Tisch, ein Stuhl, ein Schrank und ein Bücherboard, dazu ein schmaler Heizkörper - das war es. Wer aus dem vergitterten Fenster gucken will, muss auf den Stuhl steigen. Einen Trakt für prominente Inhaftierte gibt es nicht. „Bei uns gibt es keine Exklusivklasse oder Sonderklasse“, sagt Franz Röck, Leiter des Allgemeinen Vollzugsdienstes. Röck führt die Journalisten durch den Besuchstag, der wegen des „Informationsanspruchs“ der Öffentlichkeit organisiert wurde. Währenddessen sind zwar alle Gefangenen in ihre Zellen weggesperrt. Doch manche wissen sich bemerkbar zu machen. Sie brüllen hinter ihren mit Stahltüren verschlossenen Zellen lauthals, als die Besuchergruppe durch die Gänge marschiert.

Beängstigend klingt das, doch die Wärter lächeln nur über die rohen Klänge. Aus dem Fenster der Küche haben Gefangene außerdem leere Fisch- und Hühnerfleischkonserven in den Innenhof geworfen. „Vielleicht ist das heute ein spezieller Gruß für Sie“, sagt ein Wärter grinsend.

Sensible Phase

Die Anfangsphase im Gefängnis sei eine „sehr sensible Phase“, sagt ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums. Nach maximal zwei Wochen allerdings wird Hoeneß seine Einzelzelle beziehen dürfen. Um 5.50 Uhr ist allgemeines Wecken, um 6.20 Uhr kann sich Hoeneß sein Frühstück holen und um 7.00 Uhr beginnt der Arbeitstag. Auf Hoeneß warten eher stupide Tätigkeiten. In der Küche könnte Hoeneß arbeiten oder als Packer. Der Wurstfabrikant könnte auch einen Job in der Metzgerei bekommen - aber auch da wartet Handarbeit. „Da wird gewurstet“, sagt ein Wärter.

Bis 15.30 Uhr dauert der Arbeitstag, danach ist Freizeit. Und zwei Mal im Monat kann Hoeneß für zwei Stunden Besuch bekommen. Zumindest im Juni und Juli kann sich Hoeneß bei soviel Tristesse mit der Fußball-Weltmeisterschaft im Fernsehen ablenken.

Wann Hoeneß erste Schritte in die Freiheit machen kann, ist völlig offen. In der Regel werde in Bayern erst 18 Monate vor Ablauf einer Haftstrafe der offene Vollzug gewährt, sagt Frank Arloth vom bayerischen Justizministerium. Dies wäre bei Hoeneß Mitte 2016.

„Ausnahmsweise“ könne aber auch früher der offene Vollzug gewährt werden, fügt Arloth hinzu. (dpa/AFP)

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