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Immer mehr Kinder werden in Deutschland nur von einem Elternteil erzogen.

© dpa

Familien in Deutschland: Berlin ist Hauptstadt der Alleinerziehenden

Berlin hat den höchsten Anteil an Alleinerziehenden in Deutschland. Bundesweit lebt ein Drittel der Familien ohne Trauschein zusammen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt.

Berlin ist die Hauptstadt der Alleinerziehenden. Knapp ein Drittel (32 Prozent) aller Berliner Familien mit Kindern haben nur ein Elternteil, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Damit liegt die Hauptstadt um zwölf Prozentpunkte über den Bundesdurchschnitt von 20 Prozent. Auf Platz zwei und drei folgen Bremen mit 30 sowie Hamburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 27 Prozent.
Das traditionelle Familienmodell, verheiratet, Vater, Mutter und mindestens ein Kind, leben nur noch die Hälfte (51 Prozent) der Berliner. Bei 17 Prozent der Familien haben die Eltern keinen Trauschein.
Die traditionelle Form der Familie verliert aber auch bundesweit weiter an Boden.
Fast jede dritte Familie in Deutschland lebt nicht mehr nach dem klassischen Modell. 20 Prozent der Väter und Mütter waren bundesweit im vergangenen Jahr alleinerziehend, zehn Prozent leben in nichtehelichen oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Zwar dominiert noch immer die Ehe das Familienleben der Deutschen, wie Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Montag belegen.
Denn verheiratet sind 70 Prozent der Eltern in den insgesamt knapp 8,1 Millionen Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind. Aber 1996 waren es noch deutlich mehr, nämlich 81 Prozent.
Diese Zahlen ergeben sich aus dem Mikrozensus 2013, der größten jährlichen Haushaltsbefragung in Deutschland und Europa. Als Familien gelten dabei alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, bei denen mindestens ein Kind unter 18 Jahren im Haushalt lebt. Zu den Kindern zählen leibliche, aber auch Stief-, Pflege- und Adoptivkinder.

Kinder sind der wichtigste Grund für eine Ehe

Kinder sind nach Ansicht des Soziologen Jürgen Dobritz vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden auch der Grund, warum die Ehe noch immer die wichtigste Familienform in Deutschland ist. „Sie sind häufig der Anlass, eine Ehe zu schließen.“ Aber: „Es gibt zugleich einen Bedeutungsverlust der Ehe“, erklärt Dobritz. In Deutschland wie auf europäischer und internationaler Ebene leben Kinder häufiger in anderen Familienmodellen als früher.
Die Zahl der Alleinerziehenden ist seit 1996 um sechs Prozent gewachsen, die der Lebensgemeinschaften hat sich verdoppelt.
Ursache dafür ist dem BiB-Soziologen zufolge nicht nur, dass Frauen stärker in den Arbeitsmarkt integriert sind, sondern ein Wandel der Einstellung. Nach einer Umfrage des BiB zum Familienleitbild der Deutschen von 2012 lehnen 35 Prozent zwischen 20 und 39 Jahren die Ehe als überholte Einrichtung gänzlich ab. Jeder zehnte junge Mensch wolle kinderlos bleiben, sagte Dobritz. Das spiegeln auch Zahlen des Statistischen Bundesamts von 2011: Nur noch knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland lebt überhaupt in einer Familie mit Kindern.
Besonders im Osten Deutschlands bleibt laut aktuellen Mikrozensus die Distanz zur Ehe bemerkenswert. „Auffällig ist, dass im Osten vor allem in den Flächenstaaten weniger Menschen kinderlos leben als im Westen, aber auch weniger verheiratet sind“, so Dobritz. In Sachsen-Anhalt und Sachsen ist - neben der Hauptstadt Berlin - der Anteil der Ehepaare mit je 51 Prozent am niedrigsten, dort sind auch Lebensgemeinschaften am häufigsten (je 23 Prozent).
In Rheinland-Pfalz dagegen ist diese Form der Familie am seltensten (6 Prozent). In Baden-Württemberg war der Anteil der Ehepaare an allen Familien mit minderjährigen Kindern mit 78 Prozent am höchsten.
Die meisten Ein-Eltern-Familien lebten in Berlin: Dort waren knapp ein Drittel (32 Prozent) der Familien Alleinerziehende, während das in Baden-Württemberg nur auf jede sechste Familie zutraf. (dpa/epd)

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