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Panorama: Feiern schlecht möglich

Wie Muslime in Deutschland den Festtag begehen

Ein Schnitt in den Hals, dann blutet das Tier aus – bei vollem Bewusstsein. Auch in Deutschland wird das Opferfest gefeiert. „Illegal traut sich das keiner“, sind sich viele Berliner Türken sicher. Wie in jedem Jahr haben deshalb viele Türken unzählige Euros in die Heimat geschickt, damit Verwandte für sie diese für gläubige Moslems religiöse Pflicht erledigen. Denn auch in diesem Jahr ist den mehr als drei Millionen Moslems in Deutschland nicht ohne weiteres erlaubt, zum Opferfest Tiere nach islamischem Ritus ohne Betäubung zu schlachten. Man konnte sich zwar für das Schächten aus dem Internet einen „Antrag auf Ausnahmegenehmigung nach Paragraf 4a Abs.2 Nr.2 Tierschutzgesetz“ herunterladen, aber nach Angaben des Zentralrats der Muslime in Deutschland wurden nahezu alle Anträge von den Veterinärbehörden abgelehnt. „Die Kriterien sind so hoch geschraubt, dass de facto niemand schächten darf“, beklagt Sprecher Mounir Azzaoui. Dennoch kursieren auch in diesem Jahr wieder Gerüchte über illegale Schächtungen in der Umgebung der Hauptstadt.

In Berlin konnte das faktische Verbot die Festtagslaune der muslimischen Prediger nicht trüben. Rund 1500 Gläubige sind um 8 30 Uhr früh allein in die Moschee im Bezirk Tempelhof zum rituellen Feiertagsgebet erschienen. Sie hatten Zeit, weil sie arbeitslos sind, zufällig frei oder Urlaub haben – in islamischen Ländern sind in dieser Zeit alle Läden und Büros geschlossen.

Für viele in Deutschland lebende Türken hat das Fest längst nicht solch eine Bedeutung wie in den islamischen Ländern. Ein wenig Festtagsfreude kommt höchstens auf, wenn die zahlreichen Vereine in Deutschland die Tage für kulturelle Veranstaltungen nutzen. Der Türkische Bund in Berlin (TBB) etwa feiert am Mittwoch seinen verspäteten Neujahrsempfang, jedoch ohne das Fleisch von Opfertieren. Dafür wird der Berliner Schul- und Sportsenator Klaus Böger türkischstämmige Sportler auszeichnen. „Wir sind eben Kulturmoslems“ sagte Kenan Kolat, der Geschäftsführer des TBB.

Suzan Gülfirat

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