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Blick auf die Trümmer des eingestürzten Champlain Towers South in Surfside nördlich von Miami Beach

© AFP/Chandan Khanna

Update

US-Bundesstaat Florida: Mindestens vier Tote bei Hauseinsturz in Surfside – 159 Menschen vermisst

In Surfside nahe Miami Beach stürzt ein zwölfstöckiges Wohnhaus teilweise ein. Die Zahl der Opfer könnte sich noch deutlich erhöhen, fürchten die Behörden.

Drei Tage nach dem teilweisen Einsturz eines Wohnhochhauses in Florida ist die Suche nach Vermissten in der Nacht zu Samstag fortgesetzt worden. Bei den Bergungsarbeiten wurden bis Freitag vier Leichen geborgen, der Verbleib von 159 Menschen war weiter unklar, wie die Behörden mitteilten.

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Die Rettungsmannschaften suchten in den Trümmern weiter fieberhaft nach möglichen Überlebenden, obwohl die Chancen immer geringer wurden. Daniella Levine Cava, Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade sagte bei einer Pressekonferenz: „Leider war es eine tragische Nacht.“

„Wir werden in der Nacht weitermachen, und so Gott will, wird es am Morgen gute Nachrichten geben“, sagte die Verwaltungschefin des Bezirks Miami Dade County, Daniella Levine Cava, am Freitagabend. 120 Betroffene seien inzwischen ausfindig gemacht worden, von 159 weiteren Menschen sei der Verbleib hingegen weiterhin unklar. „Wir werden den Such- und Rettungseinsatz fortsetzen, weil wir noch Hoffnung haben, Lebende zu finden“, sagte Levine Cava weiter.

Das zwölfstöckige Wohngebäude Champlain Tower in der Stadt Surfside nördlich von Miami Beach war in der Nacht zu Donnerstag aus unbekannter Ursache eingestürzt. Einige Bewohner konnten sich noch über die Treppen in Sicherheit bringen oder wurden von Balkonen gerettet. Es wird befürchtet, dass viele aber von dem Einsturz im Schlaf überrascht wurden.

Rettungsteams waren mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchgeräten und schwerem Gerät im Einsatz. Hin und wieder seien Klopfgeräusche aus den meterhohen Trümmerbergen zu hören, berichteten US-Medien. Bei dem Unglück in der Stadt Surfside nahe Miami Beach wurden mehrere Menschen verletzt. Mehr als 37 Menschen konnten gerettet werden, teilte die Feuerwehr mit.

„Nichts anderes zählt. Wir geben nicht auf“, sagte Surfsides Bürgermeister Charles Burkett. Die Retter seien rund um die Uhr im Einsatz. Allerdings habe Regen die Suche erschwert. „Wie ein Pfannkuchen“ sei der Wohnkomplex in sich zusammengestürzt. „Das ist herzzerreißend, denn für mich bedeutet das, dass wir bei der Suche nach Überlebenden nicht so erfolgreich sein werden, wie wir es gerne wären.“

Stadtrat Charles Kesl sagte dem Sender CNN, er hoffe auf weitere Überlebende: „Realistisch gesehen bin ich aber nicht sicher, wie viele oder ob überhaupt jemand lebend geborgen und gefunden wird.“ Die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, sagte mit Blick auf die Suche: „Jede Minute zählt.“

Die Behörden betonten zwar, dass die Vermissten nicht unbedingt auch alle in dem Gebäude gewesen sein müssen. Für eine etwaige Identifizierung von Opfern seien aber von Angehörigen DNA-Proben genommen worden, berichteten örtliche Medien.

Unter den Angehörigen von Vermissten machte sich hingegen Frustration breit: „Es wird nicht genug getan“, sagte Mike Salberg, der nach dem Unglück aus New York nach Miami geflogen war. Fünf Familienmitglieder, darunter seine Eltern, würden noch vermisst, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. „Ich will Antworten“, fügte er hinzu. „Uns wird gesagt, sie hätten die besten Teams“, aber er glaube das nicht: „40 Stunden später, vier Tote“.

Laut dem republikanischen Senator von Florida, Marco Rubio, kommen viele der Vermissten aus dem Ausland, darunter aus Argentinien, Uruguay und Paraguay. Kanada erklärte, dass mindestens vier seiner Bürger ebenfalls „betroffen“ sein könnten.

Um zusätzliche Mittel und Material nach dem Unglück freizugeben, rief Floridas Gouverneur Ron DeSantis den Notstand aus. Dieser wurde von Präsident Joe Biden am Freitag bestätigt, um so auch Bundesmittel zur Verfügung stellen zu können. Auch die Katastrophenschutzbehörde FEMA ist eingeschaltet. Bereits am Donnerstag hatte Biden betont, wo immer der Bund helfen könne, werde er das tun. „Wir sind da“, sagte Biden.

Experten vermuten Zusammenbruch einer Säule als Ursache

Etwa 55 der 130 Wohneinheiten des strandnahen Gebäudes waren in der Nacht zu Donnerstag gegen 1.30 Uhr Ortszeit eingestürzt. Die Menschen wurden im Schlaf von dem Unglück überrascht. Die Zeitung „The Miami Herald“ veröffentlichte ein Video einer Sicherheitskamera, das zeigt, wie erst einer und dann ein anderer Teil des L-förmigen Gebäudes kollabiert. Die Bilder erinnerten an die Szenen in New York bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001, schrieb das Blatt.

Überreste der Einrichtungen sind in zerstörten Wohnungen zu sehen.
Überreste der Einrichtungen sind in zerstörten Wohnungen zu sehen.

© Chandan Khanna/AFP

Die Ursache des Unglücks in Surfside ist weiter ein Rätsel. Der als Champlain Towers South bekannte Wohnkomplex aus den 1980er Jahren sei erst kürzlich im Rahmen einer routinemäßigen Inspektion von Experten untersucht worden, sagte Stadtrat Kesl.

Professor Shimon Wdowinski von der Florida International University (FIU) sagte örtlichen Medien, er habe in einer Untersuchung im vergangenen Jahr festgestellt, dass das in einem Feuchtgebiet errichtete Gebäude in den 1990er Jahren mehrere Millimeter abgesunken sei. Das allein habe den Kollaps kaum ausgelöst, aber vielleicht dazu beigetragen. „Wenn sich ein Teil des Gebäudes gegenüber dem anderen bewegt, kann das eine gewisse Spannung und Risse verursachen“, sagte er.

Bürgermeisterin Cava erklärte, dass das Gebäude offenbar wegen struktureller Probleme eingestürzt war. Statiker und Feuerwehrleute würde nun zusammenarbeiten, um den Teil des Gebäudes, der noch steht, abzustützen.

Greg Batista, ein Ingenieur, der vor einigen Jahren an dem Haus arbeitete, sagte zu CNN: „Abplatzungen können, wenn sie nicht repariert werden, zu einem Kollaps führen.“ Damit ein Gebäude einstürze, reiche es schon, wenn nur eine Säule beschädigt gewesen sei, so Batista. „Alles, das es braucht, ist eine Säule, und alles kann zusammenfallen wie ein Jenga-Turm.“

Ein anderer Ingenieur, Kit Miyamoto, brachte Batistas Ausführungen bei CNN auf den Punkt: „Dieser Kollaps ist ein klassisches Versagen einer Säule. Das Gebäude wurde auf mehreren solcher Säulen aufgebaut. Und wenn eine Säule zusammenbricht, bricht alles zusammen. Das ist genau, wonach es aussieht.“

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„Es sieht aus, als wäre eine Bombe hochgegangen“, hatte Surfsides Bürgermeister Burkett am Donnerstag dem Sender NBC gesagt. „Aber wir sind ziemlich sicher, dass es keine Bombe, sondern etwas anderes war.“ Der Bürger Santo Mejil sagte der Zeitung „Miami Herald“, seine Frau sei Pflegerin und habe sich zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Gebäude aufgehalten. Sie habe ihm am Telefon erzählt, „eine große Explosion“ gehört zu haben. „Es fühlte sich an wie ein Erdbeben“, habe sie berichtet. Die Frau wurde gerettet, wie ihr Ehemann berichtete. (dpa, AFP, Reuters)

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