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Dornier

© dpa

Flugzeugunglück: Bruchlandung für Flug aus Tempelhof

Bei einem Flugzeugunglück in Mannheim ist eine Maschine nach dem Aufsetzen in einen Lärmschutzwall gerutscht. An Bord gab es eine Panik.

In Gedanken waren die Passagiere wohl schon beim Heimweg - da nahm Flug C9 1567 von Berlin-Tempelhof nach Mannheim eine jähe Wendung: Die Maschine setzte sehr spät auf, bremste abrupt, schoss seitlich über die Landebahn hinaus und rutschte in einen Lärmschutzwall. Eine Tragfläche und ein Triebwerk der Dornier 328 wurden beschädigt. Die 24 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder konnten die Propellermaschine "aber sicher über die Bordtreppe verlassen", sagte Cord Schellenberg, Pressesprecher der Fluggesellschaft Cirrus Airlines, dem Tagesspiegel. Der Flughafen Mannheim wurde nach dem Vorfall sofort gesperrt, nach Auskunft der Luftaufsicht wird dort auch am heutigen Donnerstag zunächst kein Flugzeug starten und landen dürfen. Der Vorfall soll nun durch Experten des Luftfahrtbundesamtes untersucht werden. In Fernsehinterviews berichteten Passagiere gestern Abend, in dem Flugzeug seien einige zeitweise in Panik ausgebrochen.

Anders als beim jüngsten Vorfall Anfang März - als auf dem Hamburger Flughafen eine mit 131 Passagieren besetzte Lufthansa-Maschine infolge starken Seitenwindes mit einem Flügel die Landebahn touchierte und durchstarten musste - kann das Wetter gestern keine Rolle gespielt haben. "Zum Zeitpunkt des Unfalls gegen 17.45 Uhr war bei uns strahlender Sonnenschein", sagte ein Mitarbeiter der Mannheimer Luftaufsicht gestern Abend. An Bord des Regionalflugzeugs befanden sich nach Auskunft des Cirrus-Sprechers hauptsächlich Geschäftsleute - sie schätzen den Airport wegen seiner zentralen Lage im Rhein-Neckar-Dreieck.

Gestern erlebten die Passagiere des Fluges in die - nach Stuttgart - zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs Schockminuten, als die zweimotorige Dornier 328 aus bisher ungeklärter Ursache links von der Bahn abkam und gegen den rund zwei Meter hohen Erdhügel prallte. Bis gestern Nacht hatte aber keiner der Passagiere das Angebot der Cirrus angenommen, psychologisch betreut zu werden. "Wir haben alle Kontaktdaten der Passagiere und werden ihnen auch weiterhin Hilfe anbieten", so Schellenberg. Die Fachleute der Bundesstelle für Fluguntersuchung begaben sich noch gestern Abend an den Ort des Unglücks. Ob es sich bei der Unfallsursache um einen technischen Defekt oder fehlerhaftes Verhalten der Piloten handelte, war ungeklärt. Ein routinemäßiger Alkoholtest bei Pilot und Copilot verlief negativ, meldete die Nachrichtenagentur AP.

Die Unglücksmaschine ist neun Jahre alt, bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer eines solchen Flugzeugs von rund 30 Jahren handelt es sich nicht um altes Fluggerät. "Um die Maschine zu untersuchen, bevor sie weggeschleppt wird, lassen wir den Flughafen auch am Donnerstag noch zu", hieß es bei der Mannheimer Luftaufsicht. Die Flüge werden vorerst nach Frankfurt und Saarbrücken umgeleitet. Durchschnittlich gibt es täglich 120 Starts und Landungen auf dem City-Airport der 310 000-Einwohner-Stadt - Linienflüge nach Hamburg, Saarbrücken und Berlin. Cirrus fliegt die Strecke Mannheim-Berlin bis zu fünf Mal täglich. Die Cirrus Group ist eine deutsche Fluglinie mit weltweit 75 Maschinen, befördert werden vor allem Geschäftsreisende.

Der im Jahr 1926 eröffnete Flugplatz Mannheim hat in den vergangenen Jahren für die Wirtschaft der Region immer mehr an Bedeutung gewonnen. So verkehren auch Geschäftsleute zwischen der Rhein-Neckar-Stadt und der Metropole an der Spree. In Berlin wird seit Jahren über die Schließung des innerstädtischen Flughafens Tempelhof diskutiert - im Herbst dieses Jahres soll sich die letzte Maschine in Richtung Rollfeld bewegen.

Eines der größten Unglücke in Zusammenhang mit Tempelhof trug sich 2001 zu, als ein Piloten durch einen Fehler ein tödliches Flugzeugunglück in Berlin-Neukölln verursachte. Damals hatte der Pilot offenbar den Schalter, der die Treibstoffzufuhr regelt, falsch bedient.

Annette Kögel

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