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Panorama: Flut der Befürchtungen

An der australischen Küste rüsten sich die Menschen gegen den Höhepunkt des Unwetters. Mit dem Wasser kommen Schlangen

Peter Goodwin steht vor seinem Haus, die Arme verschränkt. Er blinzelt in die Sonne, die jetzt endlich wieder einmal scheint. „Wir waren gerade damit fertig geworden, die Schäden vom letzten Mal zu reparieren“, sagt er resigniert. „Das letzte Mal“, eine Flut mit fast genauso schlimmen Konsequenzen wie die, die jetzt über Nordaustralien hereingebrochen ist, liegt gerade mal ein Jahr zurück. Goodwin lebt in Emerald, einem Städtchen von gut 10 000 Einwohnern. Hier im australischen Westen laufen jetzt die Aufräumarbeiten an.

An der Küste, in Rockhampton, wartet man noch auf den Höhepunkt der Flut. Ein „Desaster in Zeitlupe“ sei das, beschreibt ein Bewohner das langsame, aber stetige, schier unaufhaltsame Ansteigen des Flusses, der sich gelblich-bräunlich und stinkend durch die Ebene wälzt. Immerhin wird jetzt damit gerechnet, dass der Fitzroy-Fluss nicht über die erwartete Hochwassermarke von 9,4 Metern steigen wird. Am Abend hatte sie 9,2 Meter erreicht. Der Bruce-Highway nach Norden würde dann vermutlich befahrbar bleiben und die 75 000 Einwohner der Stadt nicht ihrer letzten Landverbindung beraubt. Die Straße nach Norden war nach der letzten schweren Flut 1991 erneuert und höhergelegt worden, jetzt wird sie voraussichtlich zumindest für Lastwagen passierbar bleiben. Vorausgesetzt, die schweren Regenfälle fangen nicht wieder an. Meteorologen jedoch warnten schon vor weiteren Sturmtiefs.

Die Einwohner haben die Zeit, die der Fluss stetig anschwillt, genutzt, um ihre Häuser so gut wie möglich auf die Flut vorzubereiten. Wertvolleres Gut haben sie – oft per Boot – in höher gelegene Gegenden gebracht oder zumindest im Haus aufgestapelt. Die meisten erwarten den Höhepunkt der Flut mit stoischer Ruhe, schließlich ist man hier an Überschwemmungen und Wirbelstürme gewöhnt. „Ich habe keine Angst, ich war 40 Jahre lang Fischer und habe schlimme Stürme überlebt. Das hier ist dagegen nur ein laue Brise“, sagt Les Pye, der morgens und abends sein Haus per Ruderboot kontrolliert. Andere versuchten bis zum letzten Moment, Schäden zu verhindern. Mitglieder des örtlichen Rasenbowlingclubs stapeln Sandsäcke auf. Eine einzige Spielfläche zu erneuern, würde umgerechnet mehr als 40 000 Euro kosten.

Viele Menschen in den tief gelegenen, am stärksten bedrohten Wohngebieten in Flussnähe sind nicht einmal versichert. Versicherungen weigern sich schlichtweg, Policen für die Häuser auszustellen.

Gegen ganz spezielle Begleiter der Flut sind sie aber alle gleichermaßen machtlos: Im brackigen Wasser tummeln sich giftige Aga-Kröten und Krokodile. Die gefährlichen Reptilien seien inmitten der umherschwimmenden Trümmer schwer auszumachen, klagt Rockhamptons Nothilfekoordinator Scott Mahaffey. Er warnt die Bewohner auch vor gefährlichen Giftschlangen. Der Gesundheitsdienst stockte schon seine Vorräte von Schlangen-Gegengift auf, berichtet die Zeitung „Australian“. In den Überschwemmungsgebieten werden immer mehr der Reptilien gesichtet. Die Fluten haben sie aus ihren Bauten gespült. Sie suchen nun da Zuflucht, wo es noch trocken ist. Auch in den Häusern. mit dpa, AFP

Alexander Hofmann[Sydney]

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