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Folgen des Klimawandels: Dürre bedroht 60 Millionen Chinesen

Im Südwesten Chinas ist seit einem halben Jahr kaum Regen gefallen – nun sollen Brunnen gebohrt werden.

Die Erddecke ist aufgebrochen, zersplittert wie ein Stück Glas. Einst reißende Flüsse plätschern als kleines Rinnsal dahin, zahlreiche Brunnen sind ausgetrocknet. Seit Ende des vergangenen Jahres herrscht im Südwesten Chinas eine extreme Dürre. Seit Monaten hoffen die Bewohner der Provinzen Yunnan, Guizhou, Guangxi, Sichuan und Chongqing auf Regen. Mehr als 60 Millionen Chinesen leiden nach Angaben des World Wide Fund for Nature (WWF) in China unter der Jahrhundertdürre. Millionen Menschen fehlt der Zugang zu Trinkwasser, die landwirtschaftliche Produktion ist vielerorts zusammengebrochen. Große Teile der Viehbestände können nicht versorgt werden. „Rund fünf Millionen Hektar Ackerland wurden durch die Trockenheit beschädigt und mehr als eine Million Hektar Nutzfläche werden überhaupt keine Ernte bringen“, sagt Zhao Yuntao vom WWF China. Die Naturschutzorganisation schätzt den unmittelbaren wirtschaftlichen Verlust der Dürre auf rund 2,57 Milliarden Euro.

„Wenn die Trockenheit anhält, verliere ich meine Ernte für das ganze Jahr. Dann muss ich versuchen, meinen Lebensunterhalt als Wanderarbeiter zu verdienen“, sagte der Bauer Gao Dekun aus Yunnan der chinesischen Zeitung „China Daily“. Diese Provinz hat es besonders schlimm getroffen. Ausgiebige Regenfälle werden in Yunnan und den anderen südlichen Provinzen erst Mitte Mai erwartet.

Lange Zeit sah es so aus, als wollten die chinesischen Behörden die andauernde Trockenheit aussitzen. Doch nachdem weiterhin kein Regen in Sicht ist, hat sich die Regierung entschlossen zu handeln. Am Wochenende hieß es aus Chinas Landwirtschaftsministerium, dass mehr als 1000 Ingenieure und Arbeiter zusammengerufen worden seien. Sie sollen in den betroffenen Regionen zusätzliche Brunnen bauen. Das chinesische Ministerium für Wasserressourcen ließ mitteilen, dass die Infrastruktur zur Wasseraufbewahrung optimiert werden solle, um künftig besser mit Naturkatastrophen umgehen zu können. „Die Zentralregierung hat mehr als 80 Milliarden Yuan für Gewässerschutzprojekte bereitgestellt. Insgesamt werden wir 200 Milliarden Yuan ausgeben“, sagte der stellvertretende Minister der Wasserbehörde, Jiao Yong.

Bisher, kritisieren Experten in China, wurde es in vielen Provinzen versäumt, eine ausreichende Infrastruktur zur Wasseraufbewahrung aufzubauen. „Die Dürre zeigt uns, wie wichtig die Konstruktion von Anlagen zur Wasseraufbewahrung ist“, sagt Wang Shizong vom Büro für Wasserschutz in Yunnan. Die Bauern verlassen sich deshalb in vielen Regionen Chinas nur auf den Regen, wenn er denn fällt.

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