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Frankreich: Die andere Seite der Medaille

Viele wären gerne Ritter der Ehrenlegion - koste es, was es wolle. Wie Franzosen sich falsche Orden anheften.

Es war der Höhepunkt der traditionellen Elysée-Gartenparty am Nationalfeiertag. Umringt von Hunderten Ehrengästen erhob Präsident Nicolas Sarkozy Ingrid Betancourt zum „Ritter der Ehrenlegion“. Sie habe „Würde, Anstand und Mut“ bewahrt, sagte der Staatschef und heftete ihr das begehrte Kreuz am roten Band ans Revers. Die französisch-kolumbianische Ex-Geisel gab sich bescheiden: „Ich bin mir sehr bewusst, dass ich diese Auszeichnung nicht verdiene.“ Ganz anders denkt Gilbert B. Seit 2002 zierte sich der Veteran jedes Jahr auf der Parade auf den Champs-Elysées mit vier hohen Ehrenmedaillen. Nur der begehrte Orden der Ehrenlegion fehlte ihm noch – sie sollte sein nächstes Projekt sei. Daraus wird nun nichts. Denn alle seine Medaillen hatte er selbst gekauft oder durch gefälschte militärische Zeugnisse erschwindelt. Nun läuft eine Anklage gegen ihn, im November steht er vor Gericht.

„Solche Affären mit falschen Medaillen sind nicht selten“, schreibt „Le Monde“. Die französische Tageszeitung beruft sich dabei auf Francois Sourd, bei der Ehrenlegion mitzuständig für die Auswahl der Kandidaten. Jedes Jahr gehen bei ihm rund hundert Anzeigen gegen falsche Ordensträger ein, die sich angeblich bei offiziellen Paraden mit illegalen Medaillen gebrüstet haben. In der Hälfte aller Fälle lässt sich der Verdacht erhärten – so bei Gilbert B.

Zehn bis 15 Veteranen landen am Ende vor Gericht – ihre begehrteste Fälschung ist der „Ritter der Ehrenlegion“. Nach französischem Recht drohen den Hochstaplern bis zu einem Jahr Gefängnis und eine Geldstrafe von 15 000 Euro. Die Richter jedoch ließen bisher Gnade vor Recht ergehen: Alle falschen Ehrenritter der letzten Jahre kamen mit einer Geldstrafe davon.

Marie Masi

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