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Frankreich: Hubschrauberabsturz mit grausigen Folgen

Durch den Absturz eines Hubschraubers sind in der Camargue in Südfrankreich drei Menschen ums Leben gekommen. Sie wollten den Start mit ansehen. Zwei Personen wurden von den Rotorblättern enthauptet.

Arles - Der Ausflug zu einem gepflegten Sonntagsessen an einem frühlingshaften Wintertag endete in einer Katastrophe. Als der kleine Hubschrauber vom Landeplatz des Restaurants "Chez Bob" in der weiten südfranzösischen Landschaft der Camargue abheben wollte, schmierte er ab und stürzte auf den Hofplatz. Dort standen mehrere Menschen, um dem Abflug von vier Gästen zuzuschauen. Vier hatten keine Chance, den kreisenden Rotorblättern zu entkommen.

Wie eine Sense zerschnitten die Rotorblätter einen Baum, an dessen Fuß die Zuschauer standen. Drei Menschen starben, zwei von ihnen wurden regelrecht geköpft. Einer 40-jährigen Frau wurde ein Bein weitgehend abgetrennt, sie kämpfte am Montag mit dem Tod. "Mein Papa hat keinen Kopf mehr", schrie Augenzeugen zufolge entsetzt ein fünfjähriges Mädchen, das alles mit ansehen musste. Auch die Mutter des Mädchens ist unter den Toten.

Hubschrauberinsassen überlebten

In dem leichten Hubschrauber des Typs Alouette-2 saßen zwei Brüder mittleren Alters mit ihren Ehefrauen, regionale Prominenz. Alle vier überlebten, erlitten aber schwere Schocks. Der Pilot wurde umgehend in Polizeigewahrsam genommen. Er wurde am Montag aber wegen Problemen am Rückgrat in eine Klinik verlegt.

Alkohol war nicht im Spiel: Eine Blutprobe des Piloten sei negativ ausgefallen, sagte der Unterpräfekt von Arles, Jacques Simonnet. Der Pilot machte technische Probleme für den Absturz verantwortlich. Warum der Hubschrauber nicht in die Luft kam, und ob der Pilot einen Fehler gemacht hat, soll nun eine Untersuchung klären.

Leichtsinnig und verantwortungslos

Nach dem Unglück herrschte am Montag allgemeines Entsetzen. Ein Psychologenteam nahm sich des Waisenmädchens an und brachte es bei seinem Großvater unter. Jetzt stellen die Behörden die Schuldfrage. Bei strahlender Sonne und fast Windstille war das Wetter ideal zum Fliegen. Der Hubschrauber war Augenzeugen zufolge etwa 20 bis 30 Meter von den Zuschauern entfernt gestartet. Die Beteiligten hätten sich zu leichtsinnig verhalten, wetterte Simonnet. Es sei verantwortungslos, Hubschrauber so nahe an Menschen starten und landen zu lassen. "Solch dumme Todesfälle darf man nicht hinnehmen."

Was Simonnet beklagt, ist offenbar Routine. Regelmäßig fliegen wohlhabende Gäste mit dem Hubschrauber das Restaurant an. "Chez Bob" liegt fernab jeder Bebauung nahe am Vaccarès-See und ein Flug bietet eine grandiose Sicht über das weite Land. Nach dem Absturz reagierte der Wirt schnell und brachte seine Gäste in Sicherheit. Der Motor des Hubschraubers lief weiter und die Maschine drohte zu explodieren.

Die Vereinigung der Hubschrauberpiloten UFH wandte sich am Montag gegen eine vorschnelle Verschärfungen der Regeln für den Einsatz der Maschinen. Solche Unfälle gebe es auch im Autosport, sagte UFH-Präsident Gérard David. "Die Öffentlichkeit muss wissen, dass es kein Recht gibt, im Start- und Landebereich eines Hubschraubers zu sein." Man dürfe die Flexibilität des Hubschraubers nicht aufs Spiel setzen. In Frankreich können Hubschrauber außerhalb regulärer Flugplätze landen, wenn der Landbesitzer zustimmt, der Bürgermeister informiert ist und kein Wohngebäude näher als 150 Meter steht. (Von Hans-Hermann Nikolei, dpa)

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