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Frankreich: Lebenslänglich für Foltermord

Der Tod von Ilan Halimi bewegte ganz Frankreich. Bis zuletzt blieb Youssouf Fofana, der Hauptangeklagte in einem Pariser Prozess um die Ermordung des jungen Juden, seiner Rolle als Provokateur treu.

Als Nadia Ajjan, die Präsidentin des Schwurgerichts, am späten Freitagabend das Urteil der neun Geschworenen gegen den „Chef der ’Barbarenbande’“, wie er sich selbst nannte, und seine 26 Mitangeklagten verlas, klatschte der 28-jährige Franzose afrikanischer Herkunft triumphierend in die Hände. Lebenslänglich soll er wegen der Entführung, Folterung und brutalen Tötung des 23-jährigen Ilan Halimi ins Gefängnis. Dazu verhängte das Gericht eine Sicherungsverwahrung von 22 Jahren, vor deren Ablauf er keinerlei Aussicht auf Straferlass hat. Zwei der Mitangeklagten wurden freigesprochen. Die übrigen erhielten Gefängnisstrafen zwischen sechs Monaten und achtzehn Jahren.

Drei Wochen lang hatten Fofana und seine Bande im Februar 2006 ihr Opfer unter unmenschlichen Bedingungen in einem Wohnblock in der Pariser Vorstadt Bagneux gefangen gehalten, um von dessen Angehörigen 450 000 Euro zu erpressen. Mit den Worten „Juden haben Geld, und wenn sie keins haben, zahlt die jüdische Gemeinde“ hatte er die Bande zu der Entführung angestiftet. Als kein Geld kam, sprangen einige der Bandenmitglieder ab. Zum Schluss entledigte sich Fofana des schwer misshandelten Gefangenen an einem Bahndamm, übergoss ihn mit Benzin und zündete es an. Halimi starb im Notarztwagen.

„Ja, ich habe ihn getötet“, brüstete sich Fofana während des Verfahrens. Da zwei der Mitangeklagten zur Tatzeit minderjährig waren, fand es hinter verschlossenen Türen statt. Dagegen hatte die Familie des Opfers Einspruch eingelegt, da so die Öffentlichkeit nicht genügend über die antisemitischen Motive der Täter erfahre. Immer wieder drangen jedoch während des zweieinhalb Monate dauernden Prozesses Einzelheiten nach außen: So entließ Fofona seine Verteidiger, unter ihnen die mit dem lebenslänglich einsitzenden Terroristen Carlos verheiratete Rechtsanwältin Isabelle CoutantPeyre. Seine Begründung: Sie seien Juden. Einmal warf er mit einem Schuh nach der Familie des Opfers. Zum Schluss verbot er seinem Pflichtverteidiger, für ihn zu plädieren. „Es ist besser, einen Tag als Löwe zu leben, als hundert Tage als Lamm“, sagte er.

Die anderen Angeklagten bekundeten ihr Bedauern. Keiner von ihnen hatte jedoch schon während der Tatzeit den Mut aufgebracht, das Verbrechen zu verhindern. Nach den Worten von Staatsanwalt Philippe Bilger sollen die Mitglieder der nur lose organisierten Bande aus purer Geldgier Fofana gefolgt sein.

Der Tod Ilan Halimis hatte 2006 Frankreich tief erschüttert. Zehntausende demonstrierten damals in Paris. Auf Wunsch der Angehörigen wurde Halimis Leichnam in Jerusalem beigesetzt. Mit dem Urteil des Schwurgerichts kann sich die Familie nicht abfinden: Die Mitangeklagten seien zu milde bestraft worden, erklärte ihr Anwalt Francis Szpinner.

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