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Sarkozy

© dpa

Frankreich: Sarkozy scheidet sich – von den Medien

Frankreichs Präsident ist außer sich vor Wut – und stellt Strafanzeige gegen den "Nouvel Observateur". Das Blatt hatte über pikante Details von Sarkozy und seiner Ex-Frau Cecilia berichtet.

Wie der Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wird, wehrt sich Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gegen den Medienrummel, den er selber durch die Zurschaustellung seiner Verbindung mit Carla Bruni auslöste. Sollte er gehofft haben, durch die Diskretion, mit der er seine Hochzeit mit der Sängerin umgab, der Berichterstattung entkommen zu sein, so war das ein Irrtum. Jetzt sah sich der Präsident sogar genötigt, gegen die linksorientierte Wochenzeitschrift „Le Nouvel Observateur“ Strafanzeige wegen Fälschung zu erstatten. Das Blatt hatte in seiner Online-Ausgabe berichtet, Sarkozy habe acht Tage vor der Eheschließung mit Bruni über sein Mobiltelefon seiner Ex-Frau Cécilia eine Kurznachricht geschickt, dass er bereit wäre, die Hochzeit mit Bruni abzusagen, wenn sie zu ihm zurückkäme.

Es ist das erste Mal, dass ein Präsident der V. Republik strafrechtlich gegen ein Presseorgan vorgeht. Alle Vorgänger Sarkozys hatten sich stets an den Grundsatz gehalten, nie gegen Medien zu klagen. Von diesem Grundsatz war Sarkozy indes bereits Ende Januar abgewichen, als er zusammen mit Bruni in einer Zivilklage von der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair Schadensersatz verlangte. Diese hatte in einer Anzeige in Zeitungen mit einem Bild der beiden Verliebten für ihre preisgünstigen Tarife geworben. Ein Pariser Gericht verurteilte Ryanair am Dienstag wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten zur Zahlung von 60 000 Euro an Bruni und von einem symbolischen Euro an Sarkozy. Für die Fluggesellschaft, die zu dem Urteil noch einmal 60 000 Euro für einen guten Zweck spenden will, war dies nach den Worten ihres Präsidenten die beste Werbung.

Was Sarkozy mit der Strafanzeige gegen „Le nouvel observateur“ zu erreichen glaubt, ist fraglich. Wie will er dem Blatt Fälschung nachweisen, ohne die Angelegenheit in aller Öffentlichkeit auszubreiten? Seine Wut ist offenbar so groß, dass engste Mitarbeiter bereits von einer „Scheidung“ zwischen dem Präsidenten und den Medien sprechen. Rama Yade, die Staatssekretärin für Menschenrechte, brachte dieses Gefühl in einem Interview zum Ausdruck, in dem sie die Medien mit „Aasgeiern“ verglich. Es herrsche „keine „Moral“ mehr, sagte sie, es gäbe eine „regelrechte Menschenjagd“ auf den Präsidenten. Dass der es selbst war, der alles ins Rollen brachte, indem er sich demonstrativ mit Bruni verliebt in der Öffentlichkeit inszenierte und sich von den Medien ablichten ließ, sagte sie nicht. Eine so geharnischte Medienschelte hat es in Paris schon lange nicht mehr gegeben. Sie erklärt sich auch aus der zunehmenden Nervosität, die die Regierung wenige Wochen vor den Kommunalwahlen im März ergriffen hat. Während die auf Klatsch spezialisierten Illustrierten weiter mit Titelfotos des turtelnden Präsidentenpaares aufwarten, analysieren die seriösen Zeitschriften die Ursachen des spektakulären Popularitätsverfalls Sarkozys, der mit 41 Prozent ebenso unbeliebt ist wie sein Vorgänger Jacques Chirac in seinen schlechtesten Zeiten. Ursache ist nach einhelligem Urteil neben Sarkozys penetranter öffentlicher Zurschaustellung seines Privatlebens auch die Sprunghaftigkeit, mit der er unzufriedenen Wählern wie Taxifahrern, Stahlarbeitern oder Rentnern ungedeckte Versprechungen macht. Die Irritation in den eigenen Reihen ist so groß, dass lokale Statthalter der Regierungspartei UMP bei der Kommunalwahl ein Desaster befürchten und auf Wahlkampfauftritte des „Bling-Bling-Präsidenten“ in ihren Gemeinden dankend verzichtet haben. Mit „Bling-Bling“ beschreiben die Franzosen Rapper, die sich mit aufreizenden Goldketten und leicht bekleideten Frauen schmücken. Jetzt nennen sie auch ihren Präsidenten so, der Rapper hasst. Sarkozy hat Kritikern in den eigenen Reihen gedroht. Er werde nach den Wahlen „kaltblütig die sich aufdrängenden Entscheidungen fällen“, sagte er im Kabinett. Die Frage ist, wie Carla Bruni jetzt reagiert. Glaubt sie dem „Nouvel Observateur“, dass Sarkozy eine Woche vor ihrer Hochzeit seiner Ex-Frau Cecilia anbot, zurückzukommen? Oder glaubt sie Sarkozy, dass das eine Lüge ist? Für Sarkozy, so viel ist sicher, geht der Stress, den er selbst macht, immer weiter.

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