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50 bis 60 Autos sowie Baufahrzeuge und zwei Geschäfte wurden in Brand gesteckt.

© dpa

Frankreich: Schwere Ausschreitungen in Grenoble

Nach dem Tod eines vor der Polizei fliehenden Diebes in Grenoble haben sich Demonstranten und Sicherheitskräfte in der südostfranzösischen Stadt gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Beide Seiten setzten dabei Schusswaffen ein.

Am Freitagabend fanden sich rund 40 Jugendliche zu einem Gebet für den 27-jährigen Karim Boudouda ein, der bei seiner Flucht vor der Polizei in der Nacht zuvor durch den Schuss aus einer Polizeiwaffe tödlich getroffen worden war. Die Stimmung im Stadtviertel Villeneuve, in dem der Verstorbene lebte, war den ganzen Tag über angespannt. Randalierer schlugen mit Stöcken auf eine Straßenbahn und auf mehrere Bushäuschen ein. 50 bis 60 Autos sowie Baufahrzeuge und zwei Geschäfte wurden in Brand gesteckt.

Zur Eskalation kam es nach Polizeiangaben gegen 2:30 Uhr, als ein Demonstrant plötzlich eine Waffe zog und in Richtung der umstehenden Polizisten schoss. Die Beamten erwiderten demnach das Feuer, um die Menge auseinanderzutreiben. Insgesamt fünf Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren wurden wegen Brandstiftung in Polizeigewahrsam genommen. Drei 20-Jährige kamen wegen "versuchten Ladendiebstahls" in Gewahrsam.

Innenminister: "Wiederherstellung der Ordnung mit allen Mitteln"

Frankreichs Innenminister Brice Hortefeux machte sich am Samstagnachmittag ein Bild vom Stadtteil Villeneuve. Bei dem viertelstündigen Besuch sprach er mit Polizisten und Anwohnern. Außerdem traf er in Grenoble Verantwortliche. Er wolle "die öffentliche Ordnung und die staatliche Autorität" schnellstmöglich und "mit allen Mitteln" wiederherstellen, sagte er auf einer Pressekonferenz. "Wir werden schnell reagieren. Wenn ich schnell sage, heißt das sofort."

Er habe den Präfekten aufgefordert, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um das Viertel sicher zu machen, sagte Hortefeux. Es sei eine Verstärkung der Polizeipräsenz in Grenoble notwendig. Er habe angeordnet, dass 250 zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt würden, "sofort und solange, bis wieder Ruhe eingekehrt ist". Zudem müsse die Schattenwirtschaft der Kriminellen bekämpft werden, die den Drogen- und Waffenhandel ermögliche, forderte Hortefeux. Diesbezüglich habe er Finanzminister François Baroin um Mithilfe gebeten.

Der in der Nacht zum Freitag getötete 27-Jährige hatte mit einem Komplizen ein Casino nahe Grenoble ausgeraubt und war mit der Beute entkommen. Als die beiden Diebe in Villeneuve von der Polizei gestoppt wurden, schossen sie nach Angaben des Staatsanwalts Jean Philippe "mindestens drei Mal" auf die Beamten, die das Feuer erwiderten und Boudouda tödlich am Kopf trafen. Nach Angaben des Staatsanwalts ergab eine Untersuchung der Gendarmerie, dass die Polizisten in Selbstverteidigung gehandelt haben. Der Komplize des Getöteten war am Samstag weiter auf der Flucht. (AFP)

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