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Das Foto vom 15.07.2015 zeigt den Schauspieler Kyaw Thu aus Myanmar vor seinem verzierten Leichenwagen in Rangun. Der bekannteste Schauspieler des südostasiatischen Landes bietet kostenlose Beisetzungen für Arme an. Dafür bekommt er den "Ramon Magsaysay"-Friedenspreis.

© dpa

Friedenspreis in Myanmar: Schauspieler bietet Bestattungen für Arme an

Kyaw Thu ist Schauspieler und Bestatter in Myanmar. Seine Organisation bietet kostenlose Beisetzungen für Arme an. Dafür bekommt er nun einen bedeutenden Friedenspreis.

Wenn Filmstar Kyaw Thu mit seinem goldverzierten Leichenwagen in Richtung des Krematoriums in Rangun fährt, ist das mehr als der letzte Weg eines Verstorbenen. Die Fahrt ist auch ein Protest. Bis 2011 wurde Kyaw Thus Heimatland Myanmar von einer Militärdiktatur regiert. Noch immer kontrollieren die Militärs die Regierung. Die Menschen sind bitterarm. Dagegen setzt der bekannteste Schauspieler des Landes ein Zeichen - mit kostenlosen Bestattungen. Zehntausende Tote haben der 56-jährige Gründer der „Free Funeral Service Society“ (deutsch: „Gesellschaft für kostenlose Bestattungen“) und seine Mitarbeiter und Helfer bereits beigesetzt.

„In Myanmar existiert viel Leid. Ich will die Sorgen der Menschen lindern“, sagt Kyaw Thu, der in vielen Filmen den romantischen Herzensbrecher gespielt hat. Viele können sich eine Beerdigung nicht leisten. Umgerechnet rund 90 Euro kostet die Totenzeremonie. Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen in Myanmar liegt laut Weltbank pro Kopf bei etwa 1100 Euro. Tote werden deshalb oft in Massenkrematorien verbrannt. Für die Angehörigen eine schreckliche Vorstellung. Die Organisation bezahlt die Beisetzungen mit Hilfe von Spenden. Mittlerweile betreibt die „Free Funeral Service Society“ auch eine Klinik und einen Rettungsdienst.

Für sein Engagement bekommt Kyaw Thu am 31. August den prestigeträchtigen „Ramon Magsaysay“-Preis. Die Stiftung im Namen des in den 1950er Jahren tödlich verunglückten philippischen Präsidenten Ramon Magsaysay würdigt Menschen, die sich in den Dienst der Gesellschaft stellen. Vor 15 Jahren gründete der Schauspieler sein Bestattungsinstitut. „Die meisten Menschen freuen sich sehr, mich zu sehen. Wenn ich eine Trauerfeier und danach die Familie besuche, freuen sie sich, einen berühmten Schauspieler zu sehen und können ihren Kummer fast vergessen“, erzählt Kyaw Thu. So war es auch bei Than Sein: „Kyaw Thu kam zur Beisetzung meines Vaters und meiner Mutter und hat uns geholfen. Eine Totenzeremonie ist teuer, aber wir sind arm und können das Geld kaum aufbringen.“ Die Bestattungsgesellschaft macht keine Unterschiede, wenn es um Religion oder politische Überzeugungen geht. Darauf legt Kyaw Thu großen Wert. Tote mit Verbindungen zum Militär werden ebenfalls von ihm bestattet, obwohl die Organisation unter der Diktatur zu leiden hatte.

Soziales Engagement von Privatleuten war den Machthabern suspekt. „Sie haben versucht, zu verhindern, dass unsere Leichenwagen irgendwo parken“, erinnert sich Kyaw Thu. Nachdem er bei Protesten im Jahr 2007 Essen an Demokratie-Befürworter verteilt hatte, wurden seine Filme verboten. Sein Service hat dennoch keinen politischen Hintergrund, sagt Kyaw Thu. „Wir sind da, um allen Menschen zu helfen.“ Und ein bisschen will Kyaw Thu auch sich selbst retten, gibt er zu: Ein Mönch habe ihm einmal gesagt, dass Schauspieler nach ihrem Tod an einen „schlimmen Ort“ gelangten. „Sie bringen Menschen zum Lachen und Weinen und machen sie manchmal wütend“, erklärt er. Ein solches Verhalten verletze die Vorstellungen von buddhistischen Tugenden. „Deshalb wollte ich Wohltätigkeitsarbeit machen.“ (dpa)

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