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Panorama: Fußballfans trimmen auf Benimm

Wie Briten auf die WM vorbereitet werden

Es sind noch knapp drei Monate bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, doch die englischen Behörden haben schon jetzt einen Index für umstrittene Fansongs festgelegt. Rund 100 000 englische Fußballfans werden vom 9. Juni an in Deutschland erwartet. Und die sollen sich gefälligst benehmen, fordern sowohl der englische Fußballverband FA als auch die britische Regierung.

So wie vom „Neuen Mann“ erwartet wird, sich mehr in Haushalt und Kinderbetreuung einzubringen, so soll der „Neue Fan“ Rücksicht nehmen auf die Sensibilitäten der deutschen Gastgeber. Das Lied „Ten German Bombers“ etwa steht auf dieser schwarzen Liste. Es feiert die Royal Air Force und ihre Erfolge gegen die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Prinzip des Liedes „Zehn kleine Negerlein“ haben die Deutschen in jeder Strophe eine Messerschmitt weniger.

Zu den unerwünschten Gesängen neu hinzugekommen ist jetzt auch das Lied zum Film „The Dambusters“, in dem es um die Zerstörung der deutschen Staudämme geht. Englische Fans tragen es gern mit ausgestreckten Armen vor, mit denen sie britische Bomber nachmachen. Auch der Titelsong des John-Sturges-Films „The Great Escape“, in dem Hunderte alliierte Kriegsgefangene ihr Flucht planen, steht jetzt auf dem Index – obwohl das Lied unter Fans längst den Status einer inoffiziellen Nationalhymne hat.

Sportminister Richard Caborn sagt, dass all diese Lieder, die bei der EM in Portugal noch völlig unproblematisch zum Repertoire der englischen Fans gehörten, für Deutschland nicht akzeptabel seien. Er lässt aber auch versöhnlich von einem Sprecher ausrichten: „Es hat mit gesundem Menschenverstand zu tun und der Einschätzung der Situation, in der die Fans singen. Wir wissen schließlich, dass die Deutschen Sinn für Humor und Sinn für die Situation haben.“ Die Regierung werde aber einschreiten, wenn Fanlieder fremdenfeindlich oder rassistisch seien.

Innenminister Charles Clarke mahnte die englischen Fans, die deutschen Gesetze zu respektieren, nach denen Nazigesten und -symbole nun einmal verboten sind. Das Szenario englischer Fangruppen, die im Stechschritt und mit Hitlergruß ausgerechnet durch die einstige Reichsparteitagsstadt Nürnberg ziehen, wo England sein WM-Spiel gegen Trinidad & Tobago austrägt, lässt Clarke nicht ruhen. „Der Nazismus ist nichts, über das man sich lustig machen sollte“, sagte Clarke. Er würde deshalb jede Maßnahme der deutschen Polizei unterstützen, die deutsche Gesetze gegen englische Fans durchsetzt.

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