zum Hauptinhalt

Panorama: Gala für King Nothing

Immer unter Kontrolle: Die Verleihung des MTV Music Awards VON STEFAN MEYER London.Der Britpop setzt seinen Siegeszug fort.

Immer unter Kontrolle: Die Verleihung des MTV Music Awards VON STEFAN MEYER

London.Der Britpop setzt seinen Siegeszug fort.Mit der Kür der Erfolgsgruppe "Oasis" zur besten Band des Jahres 1996 räumten am Donnerstag abend in London bei den "MTV Europa Musik-Preisen" die Aushängeschilder des Genres ab.In der Gunst von über einer halben Million Zuschauern des TV-Musiksenders, die in neun Kategorien wählten, lagen die Gallagher-Brüder trotz Drogenskandalen und Trennungsgerüchten vor den "Smashing Pumpkins", den "Fugees", "Garbage" und "Pulp".Die weiteren Awards: Smashing Pumpkins (beste Rockband), "Wonderwall" von Oasis (bester Song), "Prodigy" (bester Dance-Act) und George Michael als bester Sänger.Der "MTV-Amour Award" ging an die Fugees (Killing Me Softly), und zum Lieblingssong der Zuschauer wurde "Get Down" von den "Backstreet Boys" gekürt. Zur Enttäuschung der Veranstalter war "Oasis" nicht zur Gala erschienen.Nach einer peinlichen Pause kam stattdessen ihr Entdecker, Plattenproduzent Alan McGee, überraschend mit einer Erklärung auf die Bühne.Die Band, die er zum "größten britischen Exportschlager seit den Beatles" erklärte, sei mit den Aufnahmen für ihr drittes Album zu beschäftigt. Nicht so wichtig, die Brüder sind ja sonst häufiger Gast bei MTV.Auch ging es ohnehin eher um die Außenwirkung der Show - obwohl das Geschehen ästhetisch und technisch weit hinter Berlin 1994 und Paris 1995 zurückblieb.Die Veranstalter hielten es nicht einmal für nötig, die quälenden Werbepausen mit adäquaten Showeinlagen zu füllen, so daß die 4000 handverlesenen Gäste nur als Stichwortgeber, Applausspender, menschliche Kulisse oder ravender Blickfang für Zwischenschnitte dienten.Da kommentierte so mancher Zuschauer auf der anschließenden After-Show-Party das Ganze pointiert mit "Empty V statt MTV". Der Abend war wie ein Sendetag bei MTV: zensiert, kontrolliert, störungsfrei.Allein Jarvis Cocker, der einer Aids-Hilfe den "Free Your Mind Award" verlieh, und der quirlige Jean-Paul Gaultier rissen die Show aus der Beliebigkeit.Live-Auftritte von "Fugees" über "Simply Red" bis zu "Garbage" und "Metallica" boten geschmacklichen Mainstream - da kann man den großen George Michael noch so cool aus einem silberblitzenden Oldtimer steigen oder die Jungs von "Garbage" in einem Eismeer dahinschwelgen lassen.Fraglich, was man von einer Veranstaltung halten soll, in der der Moderator Robbie Williams von Hunden verfolgt in einer Zwangsjacke auf die Bühne springt, während Kermit-Eis ausgegeben wird und alle auf der Abschlußparty um ein feuerrotes Auto herumtanzen.Treffender als die "Dire Straits" hat diese Art von Vergnügen noch niemand ausgedrückt: "Money For Nothing".Oder vielleicht doch? Der lauteste Song des Abends war "Metallicas" "King Nothing".

STEFAN MEYER

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false