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Panorama: Gefährliche Medikamente: Durch Medizin sterben mehr Menschen als durch Verkehr

An den Nebenwirkungen von Arzneimitteln sterben nach Angaben Bremer Forscher in Deutschland etwa doppelt so viele Menschen wie im Straßenverkehr. In Deutschland gebe es mindestens 200 000 schwere Fälle von Medikamenten-Nebenwirkungen pro Jahr, 12 000 bis 16 000 davon endeten tödlich, sagte der ehemalige Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie am Zentralkrankenhaus Bremen, Peter Schönhöfer, am Donnerstag in Berlin.

An den Nebenwirkungen von Arzneimitteln sterben nach Angaben Bremer Forscher in Deutschland etwa doppelt so viele Menschen wie im Straßenverkehr. In Deutschland gebe es mindestens 200 000 schwere Fälle von Medikamenten-Nebenwirkungen pro Jahr, 12 000 bis 16 000 davon endeten tödlich, sagte der ehemalige Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie am Zentralkrankenhaus Bremen, Peter Schönhöfer, am Donnerstag in Berlin. Das Statistische Bundesamt zählte im vergangenen Jahr 7772 Verkehrstote.

Außerdem verursachten Nebenwirkungen jährliche Kosten in Milliardenhöhe, berichtete die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) bei der Vorstellung des neuen Leitfadens "Kursbuch Medikamente und Wirkstoffe". Der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller in Bonn kritisierte die Todeszahlen allerdings als "unseriöse Hochrechnung".

Schönhöfer, der heute in Berlin Mitherausgeber des "arznei-telegramms" ist, hat mit seinem Team seit 1985 die Nebenwirkungen von Medikamenten in den insgesamt vier Bremer Zentralkrankenhäusern erfasst und auf ganz Deutschland hochgerechnet. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern belege die Bundesrepublik einen mittleren Platz, sagte Schönhöfer. "Andere Studien haben gezeigt, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte der durch Arzneimittel bedingten Todesfälle durch Aufklärung, Information und sachgerechte Medikamenten-Auswahl vermieden werden könnten."

Nach Angaben von AgV-Gesundheitsreferent Thomas Isenberg gehen Studien zufolge jährlich etwa 300 000 Krankenhaus-Einweisungen in Deutschland auf das Konto von Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten. "Im vergangenen Jahr wären dies immerhin rund sechs Prozent aller Einweisungen mit Folgekosten von bis zu 1,5 Milliarden Mark", sagte der Verbraucherschützer. Vermutlich noch einmal 2,5 Milliarden Mark ließen sich sparen, wenn billigere Medikamente verordnet würden. "Hochrechnungen gehen davon aus, dass 30 Prozent aller Rezepte unnötig auf teure Alt-Originale ausgestellt sind."

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