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Panorama: Geflügelpest – schlimmer als Sars?

In Vietnam sind schon mehrere Menschen gestorben, nun ist die Krankheit auch noch in Südkorea und Japan aufgetreten. Die WHO ist tief besorgt

Von Moritz Kleine-Brockhoff, Jakarta

Ein Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) glaubt, dass Geflügelpest potenziell gefährlicher sei als die Lungenkrankheit Sars, die im vergangenen Jahr weltweit 774 Menschen tötete. Peter Cordingley, Sprecher des WHO-Büros in der philippinischen Hauptstadt Manila, sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Wenn das Virus die Fähigkeit entwickelt, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen, droht eine gewaltige Gesundheitskrise.“

H5N1 heißt das Virus, das die Geflügelpest auslöst, die auch Vogelgrippe genannt wird. Laut WHO-Sprecher Cordingley hat die Krankheit eine viel höhere Todesrate als Sars, genauere Angaben machte er nicht. Seit dem vergangenen Herbst ist die Geflügelpest in Südkorea, Japan und Vietnam aufgetaucht.

In den drei Ländern sind zehntausende Hühner erkrankt und gestorben, knapp zwei Millionen Tiere wurden präventiv notgeschlachtet. Die mit Abstand meisten Fälle hat Vietnam. Dort starben bisher zwölf Menschen nach Grippesymptomen. An Geflügelpest erkrankte Menschen zeigen ähnlich wie bei Sars Symptome wie Fieber, Husten und manchmal Lungenentzündung.

Die WHO hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass bei drei verstorbenen Vietnamesen das Geflügelpestvirus H5N1 nachgewiesen wurde. Weitere Testergebnisse stehen aus. Die Geflügelpest ist unter Hühnern hoch ansteckend und hat dort eine Sterblichkeitsrate von fast 100 Prozent. Sie tritt zwar normalerweise ausschließlich bei Vögeln auf, aber die neuen H5N1-Fälle bei Menschen in Vietnam sind nicht einzigartig. 1997 waren in Hongkong 18 Menschen an Vogelgrippe erkrankt, sechs von ihnen starben. Ärzte glauben, dass eine weitere Verbreitung damals durch das sofortige Töten von 1,5 Millionen Hühnern verhindert wurde. Vor einem Jahr hatte es in Hongkong wieder zwei Krankheitsfälle bei Menschen gegeben, ein Patient starb. Im April 2003 infizierten sich in den Niederlanden 80 Menschen mit dem ähnlichen H7N7-Virus, ein Tiermediziner starb.

Der neue Ausbruch der Krankheit gibt neue Rätsel auf: in Vietnam erkrankten die meisten Hühner im Süden des Landes, die Menschen, die sich ansteckten, waren dagegen im Norden in Behandlung. Die zwölf Toten, bei denen bislang in drei Fällen das Vogelgrippenvirus bestätigt ist, sind mit einer Ausnahme Kinder.

Hongkong und Kambodscha verhängten ein Importverbot für Geflügel aus den betroffenen Ländern.

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