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Rund 12,5 Kilogramm wiegt dieser Goldbarren, der im neu eröffneten Geldmuseum der Bundesbank in Frankfurt am Main in einer Plexiglasbox zu sehen ist. Durch eine kreisrunde Öfffnung können Besucher das 440.000 Euro teure Stück Edelmetall berühren und in die Hand nehmen.

© Boris Roessler/dpa

Geldmuseum: Zum Anfassen: Pures Gold im Wert von 440.000 Euro

Die Deutschen wissen zu wenig über das Thema Geld, beklagt die Bundesbank. Damit das besser wird, eröffnete sie am Freitag in Frankfurt am Main das neue Geldmuseum.

Den Goldbarren würde nicht nur Ayman gerne mitnehmen. „Dafür würde ich mir eine Villa kaufen, mit Pool natürlich“, träumt der zehnjährige Schüler aus Frankfurt am Main. Schließlich ist das Stück aktuell stolze 440000 Euro wert. Doch da gibt es mehrere Probleme. Der 60 Jahre alte Degussa-Goldbarren gehört der Bundesbank, er wiegt satte 12,5 Kilo und steckt in einem Kasten aus fast drei Zentimeter dickem Hartplastik. Immerhin gibt es eine handgroße Öffnung: Anfassen und der Versuch, den Barren ein wenig hoch zu heben sind erlaubt. Mehr aber nicht.

Trotzdem ist der Goldbarren eines der Highlights im neuen Geldmuseum der Bundesbank, das am Freitag von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nach dreijähriger Bauzeit in Frankfurt am Main eröffnet wurde. Von Besuchern des ersten, 1999 eröffneten und 2010 für den geplanten Neubau geschlossenen Geldmuseums hatten die Bundesbanker gehört, dass so ein Goldbarren doch etwas wäre, was man zeigen könnte.

Die Bundesbank hat den Wunsch aufgegriffen. Mehr noch: Zu sehen ist auch die weltweit einmalige Goldmünze des Brutus, die die Notenbanker 1997 für damals 700000 D-Mark beim Londoner Auktionshaus Sotheby's ersteigert hatten. Sie erinnert an die Ermordung Caesars im März des Jahres 44 vor Christus.

Auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern geht es aber nicht nur um die Geschichte von Geld und Gold, wie etwa die verheerende Inflation in Deutschland in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Bundesbank will vor allem Wissen über Geld und über die Aufgaben einer Zentralbank vermitteln, mit erläuternden Tafeln, Videobildschirmen, aber auch mit vielen spielerischen Elementen und einem 360 Grad Kino.

Weidmann: Bei unter 30-Jährigen hat das Wissen über Notenbanken stark abgenommen

„Leider ist das Wissen über Notenbankthemen in der Bevölkerung nicht besonders ausgeprägt“, klagt Weidmann. „Gerade bei den unter 30-Jährigen hat das Wissen um die Notenbanken und ihre Themen stark abgenommen.“ Es fehlten elementare Grundkenntnisse zum Thema Geld. Nach Ansicht von Weidmann hat gerade die Bundesbank ein ureigenes Interesse, dass Menschen die Bedeutung von Geld verstehen und vor allem den konkreten Nutzen stabilen Geldes wertschätzen.

Ein Bereich des Museum ist deshalb wie der Teil eines Supermarktes gestaltet und erläutert anhand stilisierter Milchtüten die Konsumausgaben, die Teuerungsraten in den Euroländern und wie die Kaufkraft von 100 Euro über Jahre schrumpft, wenn die Inflationsrate etwa bei vier Prozent liegt. So werden aus 100 Euro in fünf Jahren nur noch 82, nach zehn nur noch 68 Euro. Bei acht Prozent ist dann mehr als die Hälfte des Geldes weg.

Im Eingangsbereich wird das Thema Geld anhand des Alphabets in kleinen Vitrinen mit Stichworten und jeweiligen Gegenständen erläutert, etwa einem Lottoschein, einer Pfandflasche oder einem Gutschein. „Bargeld“, „Buchgeld“, „Geldpolitik“ und „Geld Global“ sind die vier Themenbereiche der Ausstellung, die in Deutsch und Englisch erläutert wird. Die aktuellen Euro-Münzen und Scheine werden gezeigt, und Besucher können Banknoten auf ihre Echtheit prüfen.

Im als Bankfiliale gestalteten Bereich „Buchgeld“ wird der Zahlungsverkehr thematisiert. Schwerere Kost sind die Erklärungen zur Geldpolitik und zur Aufgabe der Notenbanken. Mit Touchscreens und Videospielen werden sie aufgelockert. Die Geschichte von Geld sei eine Geschichte von Inflation, Deflation und Bankenkrise, sagt Weidmann. Genau deshalb gelte es die Arbeit der Notenbanken zu erklären.

Ausgestellt sind der älteste und der größte Geldschein

Nicht zum Anfassen, aber zum Bestaunen sind 174 Geldscheine aus 229 Ländern und Regionen ausgestellt. Dazu gehören auch die ungewöhnlichsten Banknoten – die älteste aus China aus dem Jahre 1368 oder der größte Geldschein oder der mit dem kleinsten Nennwert. Trotz aller Diskussionen, das zeigt das Museum auch, ist die Abschaffung von Bargeld für die Bundesbank kein Thema.

19 Millionen Euro hat sich die Bundesbank das supermoderne und in dieser Form wohl weltweit einzigartige Geldmuseum kosten lassen. Geld muss niemand mitbringen – der Eintritt ist frei. 40000 Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet, aber auch aus dem Ausland zählte die Bundesbank im alten Geldmuseum pro Jahr. Jetzt sollen es mehr werden. Das Museum werde ein Besuchermagnet, ist man in der Bundesbank überzeugt. Tatsächlich haben sich schon zahlreiche Schulklassen für den Besuch angemeldet. Junge Menschen sind schließlich die wichtigste Zielgruppe, die die Bundesbank im Auge hat.

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