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Panorama: Gerechtigkeit für den Prinzen (Kommentar)

Wo Leute eine Party feiern, klopfen spätestens um 23 Uhr zwei Polizeibeamte an die Tür, denen es unheimlich peinlich ist, dass sie anderen Leuten den Spaß verderben müssen. Entweder ist es ein Berliner Hauswart, der Anzeige erstattet hat, oder ein Nachbar, der sein Single-Dasein als defizitär empfindet.

Wo Leute eine Party feiern, klopfen spätestens um 23 Uhr zwei Polizeibeamte an die Tür, denen es unheimlich peinlich ist, dass sie anderen Leuten den Spaß verderben müssen. Entweder ist es ein Berliner Hauswart, der Anzeige erstattet hat, oder ein Nachbar, der sein Single-Dasein als defizitär empfindet. Und dann gibt es noch Kulturkritiker, die rufen nicht die Polizei, sondern schreiben am nächsten Tag eine Glosse gegen die Spaßgesellschaft. Warum nicht ehrlich sein und die Sache von Mann zu Mann regeln. Aber was, wenn der Schläger ein Adliger ist? Dass die Kumpels von Ernst August Meldungen zufolge den Mann festgehalten haben, damit der Welfe in aller Ruhe reinhauen konnte, klingt zwar unfair. Aber urteilen wir behutsam: Wenn das alles an alten Adelsprivilegien ist, auf denen der Prinz beharrt, erwächst für unsere Demokratie keine Gefahr. Und darf ein Adliger nicht so hinterhältig, gemein und fies sein wie jeder andere? Es ist zudem nicht gesichert, dass sein Gegner sich an die Ehrbegriffe seines eigenen Milieus gehalten hätte, wäre ihm Ernst August nachts allein begegnet. Seien wir gerecht. Jeder darf den guten Ruf seines Hauses ruinieren. Und seien wir großzügig. Bevor die Spaßgesellschaft den Kampf gewinnt, dürfen ihre Gegner noch einmal einen Punkt holen.

os

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