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Ein Schwan breitet am 01.02.2015 auf dem Sand der Badestelle Lieper Bucht in Berlin die Flügel aus. Die Unterhavel hat hier im Grunewald eine mittlere Wassertiefe von fünf Metern und wird überwiegend aus dem Zufluss von Spree und Oberhavel gespeist. Foto: Soeren Stache/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

© picture alliance / dpa

Gerüchte um Asylsuchende in Thüringen: Und nein, Flüchtlinge essen auch keine Schwäne

Immer wieder verbreiten sich sonderbare Gerüchte über Flüchtlinge. Im Saale-Holzland-Kreis sollen sie sogar Schwäne gegessen haben. Gerüchte über Diebstahl verbreiten sich überwiegend in Thüringen, sagt der REWE-Sprecher.

Flüchtlinge klauen nicht nur in Supermärkten und verdrecken die deutsche Kultur, im Osten von Thüringen essen sie jetzt sogar Schwäne - immer wieder stellen sich solche Gerüchte und Verallgemeinerungen als falsch heraus, frei erfundene Tatsachen von dubiosen Quellen. Das Gerücht mit den Schwänen machte im Saale-Holzland-Kreis anscheinend wirklich die Runde. Ein Leser der Ostthüringer Zeitung wies diese auf die hanebüchende Geschichte hin.

Demnach heißt es, nicht nur Schwäne, sondern auch Ziegen und Schafe würden in den Kochtöpfen der Flüchtlinge landen. Die Zeitung bemüht sich um Aufklärung und befragt den Bürgermeister der Stadt: „Auf unserem See gab es ein Schwanen-Paar mit fünf Jungen. Von den fünf Jungen sind drei durchgekommen und zwei gestorben – das regelt die Natur", klärt Bernd Heinecke auf. "Das Elternpaar ist bereits vor einiger Zeit weggeflogen, und vor 14 Tagen sind auch die drei Jungen gefolgt. Unser See ist einfach zu flach. Er friert im Winter zu, und die Schwäne finden nichts mehr zu fressen." Er sehe natürlich auch schon mal Flüchtlinge an dem Teich, diese müssten sich ja auch mal die Beine vertreten - "Aber dass sie Schwäne essen würden, ist großer Quatsch.“

Dann wäre das mit den Schwänen ja geklärt. Zu den Ziegen und Schafen äußert sich Steffi Kopp, Sprecherin der Polizeiinspektion Jena: "Es sind keine Anzeigen über verschwundene Tiere im Saale-Holzland-Kreis eingegangen." Gerüchte entbehren auch hier jeder Grundlage.

Gerüchte über klauende Flüchtlinge kursieren überwiegend in Thüringen

Dass Flüchtlinge einheimische Tiere verspeisen würden, widerspricht den sonstigen Gerüchten um "reiche Asylsuchende". Ebenfalls im Saale-Holzland-Kreis gibt es Gerüchte um einen REWE-Markt in Eisenberg, der sich nicht mehr gegen die vielen Diebstähle wehren könne. Flüchtlinge würden mit vollen Einkaufswägen den Laden verlassen und an der Kasse sagen: „Das bezahlt doch Deutschland“, und Kassiererinnen hätten mittlerweile Angst.

REWE-Sprecher Raimund Esser sagte, es sei eine traurige Tatsache, dass solche Gerüchte vor allem in den neuen Bundesländern auftreten würden. Er habe sich lange gegen diese Tatsache gewehrt. „Wir haben 3500 Märkte in Deutschland. Momentan erhalten wir immer wieder Presseanfragen, ob bei uns vermehrt gestohlen wird und ob wir Probleme mit den Flüchtlingen haben. Fast alle Anfragen kommen aus Brandenburg, Mecklenburg- Vorpommern oder Thüringen, und sie entbehren alle jeder Grundlage.“ Es sei perfide, solche Gerüchte in die Welt zu setzen. Keinesfalls werde häufiger gestohlen.

Aber es geht noch perfider: Ebenfalls in Thüringen hatte sich das Gerücht um die Vergewaltigung einer 14-Jährigen aus Jena rasant verbreitet. Es sei ein Asylbewerber gewesen, der sich an dem Mädchen vergriffen habe. Auf der Facebook-Seite „Wir lieben den Saale-Holzland-Kreis“ wurde das Gerücht gestreut. Dort ist mittlerweile zu lesen, man sei einer „falschen Spur auf den Leim gegangen“.

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