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Panorama: Getöteter Polizist war ohne Schutzweste

Sein Kollege liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus

Bonn (dpa). Wie alle seine Kollegen ist der Bonner Polizei-Einsatzleiter Heino Fredrichsdorf über die Bluttat von Sonntag schwer erschüttert. „Die Stimmung ist miserabel.“ Der Schock sitzt tief: Auf offener Straße hatte der Täter am helllichten Tag einen 40-jährigen Polizeibeamten erschossen und dessen gleichaltrigen Kollegen während eines Einsatzes schwer verletzt. „Wir fühlen uns alle betroffen“, sagt Fredrichsdorf. Der Einsatz, zu dem die Streife gerufen worden war, schien zunächst völlig harmlos zu sein. Alles sah nach Hausfriedensbruch oder Einbruch in ein Wohnhaus aus. Der genaue Ablauf war auch einen Tag nach den Todesschüssen noch unklar. Nur so viel stand fest: Die Polizeistreife muss vor Ort auf den Täter gestoßen sein. Dieser konnte die Dienstwaffe eines Beamten im Gerangel an sich reißen und eröffnete sofort das Feuer. Einer der beiden Kommissare starb am Tatort, sein Kollege liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Der aus Italien stammende Schütze wurde kurze Zeit später festgenommen.

Der Tatort in Bonn-Bad Godesberg ist einen Tag danach noch abgesperrt. Die hellgelbe Villa, vor der die Tragödie geschah, liegt im Sonnenlicht. Durch den Garten dieses Grundstücks war der Täter am Sonntag geflüchtet. Nach den Schüssen riss er eine Frau aus einem Auto, um mit dem Wagen zu entkommen. Kurze Zeit später wurde der Mann bei einer Ringfahndung festgenommen. Der schwer verletzte Beamte trug eine der neuen Schutzwesten, mit denen Nordrhein-Westfalens Polizei als erste bundesweit flächendeckend bis Jahresende ausgestattet wird. Sein Kollege hatte zum Tatzeitpunkt keine Weste an. Wie ein Polizeisprecher sagte, hatte der Beamte zwar eine Weste erhalten, sie aber zurückgegeben, da sie nicht richtig passte. Die neue Weste war am vorigen Freitag in Bonn eingetroffen, der Beamte hatte sie aber noch nicht bekommen. Sein Kollege zog für den Einsatz die leichte Schutzweste an. Der Schuss ging jedoch unterhalb der Weste in den Bauch und verletzte ihn schwer. „Schutzwesten sind kein hundertprozentiger Schutz“, meint Nordrhein-Westfalens Innenminister Fritz Behrens (SPD). Wichtig zur eigenen Sicherung sei auch das Verhalten der Beamten. Der Minister hatte seinen Urlaub unterbrochen, um sich persönlich ein Bild zu machen. Er sei erschüttert, betont Behrens, der auch den schwer verletzten Kollegen im Krankenhaus sowie dessen Ehefrau besucht hatte.

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