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Tödliche Schussverletzung: Der Präsident der Gießener Hells Angels, Aygün Mucuk, wurde vor dem Clubheim im mittelhessischen Wettenberg tot aufgefunden.

© Boris Roessler/dpa

Update

Gewalt im Rocker-Milieu: Tödliche Schüsse auf Präsidenten der Gießener Hells Angels

Seit langem gibt es heftige Rivalitäten zwischen Hells-Angels-Gruppierungen. Nun wurde der Präsident des Gießener Rockerclubs tot vor dem Vereinsheim aufgefunden.

Der Präsident der Gießener Hells Angels ist erschossen worden. Aygün Mucuk wurde nach ersten Erkenntnissen der Ermittler von mehreren Schüssen getroffen, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, Thomas Hauburger, sagte. Die Putzfrau, die in dem Clubheim arbeitet, hatte den 45-Jährigen am Freitagmorgen auf dem Grundstück im mittelhessischen Wettenberg gefunden und gegen 8.30 Uhr Polizei und Rettungsdienste alarmiert. Die Leiche soll nun rechtsmedizinisch untersucht werden. Von dem oder den Tätern fehlte zunächst jede Spur.

Das hessische Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen. Ein Großaufgebot der Polizei sicherte am Freitag das Gelände des Vereinsheims, auf dem sich 30 bis 50 Rocker aufhielten. Zugleich lief die Fahndung nach den Tätern, die Beamten kontrollierten dabei mehrere Fahrzeuge. Die Polizei befragte auch Nachbarn und suchte Zeugen. Unklar war, ob es einen Schusswechsel gegeben hatte.

Der genaue Tatzeitpunkt stand anfangs noch nicht fest. „Momentan gehen wir allerdings davon aus, dass das Tötungsdelikt sich entweder in der Nacht oder am frühen Morgen zugetragen haben müsste“, sagte Behördensprecher Thomas Hauburger. Ob Mucuk bewaffnet war und es einen Streit gegeben hat, muss noch ermittelt werden. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst vom Tod Mucuks berichtet, die „Gießener Allgemeine“ von den Schüssen.

Rivalitäten zwischen den traditionellen Hells Angels aus Frankfurt und den türkisch geprägten Hells Angels aus Gießen hatten in den vergangenen Jahren mehrfach zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt. Der Machtkampf, bei dem es vor allem um die Gründung einer Ortsgruppe in Gießen gegangen sein soll, hatte vor rund zwei Jahren zu Schüssen vor einem Frankfurter Club mit fünf Verletzten geführt.

Am Himmelfahrtstag dieses Jahres fielen mitten auf einem belebten Frankfurter Platz ebenfalls Schüsse. Hintergrund der blutigen Rocker-Fehde mit zwei Schwerverletzten war nach früherer Einschätzung der Ermittler ein Streit zwischen Frankfurter Hells Angels und einem rausgeworfenen Mitglied. Ein Tatverdächtiger, der rund eine Woche nach den Schüssen gefasst wurde, sitzt seither in Haft. Nach einem anderen Verdächtigen wurde gesucht.

Nach Einschätzung des Landeskriminalamts umfasst die Rockerszene in Hessen rund 700 Menschen, die vier Gruppen zugeordnet werden. Im Fokus der Ermittler stehen sie vor allem wegen Rauschgiftdelikten und kriminelle Aktivitäten im Türsteher- und Rotlichtmilieu. (dpa)

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