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Panorama: Giftige Drohung

Waffennarren haben Rizin-Briefe an New Yorks Bürgermeister Bloomberg und Barack Obama geschickt.

Berlin - Michael Bloomberg, milliardenschwerer Bürgermeister von New York, ist einer der schärfsten und zugleich einflussreichsten Befürworter einer strengeren Waffenkontrolle in den USA. Er gehört zu den Gründern der nationalen Kampagne „Bürgermeister gegen illegale Waffen“ und hat nach dem Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown (Connecticut) im Dezember vergangenen Jahres, bei dem sechs Erwachsene und 20 Kinder starben, seinen Kampf gegen die Schusswaffengewalt noch verstärkt. Mit Gesetzesinitiativen ebenso wie mit einer massiven Anzeigenkampagne. In den Augen fanatischer Waffenbefürworter macht ihn das möglicherweise zum idealen Feindbild.

Die beiden anonymen, an Bloomberg gerichteten Giftbriefe, die, wie die New Yorker Polizei jetzt bekannt gegeben hat, am Wochenende aufgetaucht sind, enthielten zumindest Drohungen gegen Bloomberg mit dem klarem Verweis auf seinen Kampf gegen die illegalen Waffen. Am Abend wurde bekannt, dass auch ein Brief ähnlichen Inhalts an US-Präsident Obama abgefangen wurde.

Einer der Briefe, die nach Polizeiauskünften und ersten Untersuchungen das tödliche Gift Rizin enthalten haben, war direkt an Bloomberg adressiert. Er wurde am Freitag in einem Briefzentrum in Manhattan entdeckt und hat Bloomberg nicht erreicht. Mit dem Brief befasste Einsatzkräfte sollen leichte Symptome als Reaktion auf die giftige Substanz gezeigt haben. Ein zweiter, ansonsten identischer Brief ging an die Bürgermeister-Kampagne mit Sitz in Washington. Deren Direktor, Mark Glaze, hat demnach am Sonntag den Brief geöffnet. Er blieb aber offenbar unversehrt. Die US-Bundespolizei FBI hat die Ermittlungen übernommen.

Er werde sich nicht einschüchtern lassen, machte Michael Bloomberg als Reaktion auf die Briefe inzwischen klar. In diesem Jahr würden wieder 12 000 Menschen mit Schusswaffen getötet, 19 000 Menschen mit Schusswaffen Selbstmord begehen. Deshalb werde er seine Anstrengungen für eine schärfere Schusswaffenkontrolle fortsetzen.

Seit Newtown ringt US-Präsident Barack Obama – und an seiner Seite zahlreiche Prominente und Politiker – um eine Verschärfung des US-Waffenrechts. Im Januar ist im Bundesstaat New York das schärfste Waffengesetz aller 50 US-Bundesstaaten in Kraft getreten. Das Gesetz sieht vor, dass Sturmgewehre für Privatleute ebenso verboten sein sollen wie Magazine mit mehr als sieben Schuss. Schon zuvor hatten in New York deutlich restriktivere Waffengesetze als in fast allen anderen Staaten gegolten. Im April dieses Jahres ist Obama allerdings mit seinem Paket zur Reform des Waffenrechts im von den Demokraten dominierten US-Senat gescheitert. Die Senatoren lehnten sowohl die striktere Kontrolle von Waffenkäufern wie -verkäufern als auch Restriktionen bei Sturmgewehren ab.

In den vergangenen Jahren waren in den USA immer wieder Briefe mit Rizin verschickt worden. Zuletzt hatten Obama, ein Senator aus Mississippi sowie eine pensionierte Richterin Giftbriefe erhalten. Barbara Junge

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