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Glaube: Wie ein frommer Vater seine Tochter sterben ließ

Wegen fahrlässiger Tötung ist in den USA der Vater einer Elfjährigen verurteilt worden. Er wollte das schwerkranke Kind durch Gebete heilen, statt es zum Arzt zu bringen.

Dass sie Diabetes hatte, war nicht diagnostiziert worden. Doch spätestens als die elfjährige Madeline nicht mehr gehen und nicht mehr reden konnte, als sie weder aß noch trank, hätten die Eltern das Kind in ein Krankenhaus bringen müssen, so der Vorwurf des Staatsanwalts im US-Staat Wisconsin.

Stattdessen, so berichtet der Guardian, starb Madeline auf dem Boden ihres Elternhauses in einer ländlichen Gegend des Bundesstaates, umgeben von Verwandten und Bekannten, die beteten. Erst als sie nicht mehr atmete, gaben sie den Glauben an die Kraft ihrer Gebete auf, und jemand rief den Krankenwagen.

Der 47-jährige Vater ist jetzt von einem Gericht wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Vor dem Urteil hatte er ausgesagt, er habe darauf vertraut, dass Gott seine Tochter heilen würde. Er habe niemals damit gerechnet, dass sie sterben könnte. Schließlich habe Gott in der Bibel zu heilen verheißen.

Der Verurteilte hatte einst eine Predigerschule besucht, um einmal bei einer Pfingstgemeinde tätig zu werden. Pfingstler sind Freikirchler und stark charismatisch geprägt. "Wenn ich zum Arzt gegangen wäre, hätte ich ihn Gott vorgezogen", begründete der Vater während des Prozesses sein Versäumnis.

Er sagte aus, er sei davon ausgegangen, Madeline leide an einer Grippe oder an einem Fieber. Etliche Verwandte und Freunde der Familie gaben ebenfalls an, sie hätten nicht wahrgenommen, wie krank das Kind wirklich war.

Die 41-jährige Mutter der Toten war bereits im Frühjahr wegen derselben Anschuldigungen verurteilt worden. Das Gericht will am 6. Oktober das Strafmaß für beide Eltern bekannt geben. Ihnen drohen bis zu 25 Jahre Gefängnis.

Der Verteidiger des Vaters erklärte, er werde das Urteil anfechten.

Quelle: ZEIT ONLINE

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