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Der Rückgang des arktischen Eises ist dramatisch, sagen Wissenschaftler.

© imago/blickwinkel

Globaler Klimawandel: Der Arktis geht das Eis aus

Forscher warnen: Noch nie war am Ende des Winters die zugefrorene Fläche so klein. Es ist der dritte Rekord-Tiefststand in Folge

Ein ungewöhnlich milder arktischer Winter hat der Nordpolarregion einen neuen unerfreulichen Rekord beschert. Noch nie gab es am Ende dieser Jahreszeit so wenig Eis auf dem Arktischen Ozean. Für die Eisbedeckung in dem nun einsetzenden Sommerzyklus sind dies schlechte Voraussetzungen.

Das National Snow and Ice Data Centre (NSIDC) der Universität von Colorado in Boulder gab nun die maximale Eisfläche auf dem nördlichen Polarmeer im Winter 2016/2017 an. Die Meereisfläche wuchs in der kalten Jahreszeit nur auf 14,42 Millionen Quadratkilometer an. Gemessen wurde dies am 7. März. „Das ist der niedrigste Stand in den 38 Jahren mit Satellitenmessungen“, teilte das NSIDC mit. Damit lag die maximale Eisfläche am Ende des arktischen Winters 1,22 Millionen Quadratkilometer unter der durchschnittlichen Fläche von 15,64 Millionen Quadratkilometern, die in den Jahren zwischen 1981 und 2000 gemessen wurden. Bereits in den beiden vergangenen Jahren wurden im März neue Niedrigstände bei der Eisbildung im Winter registriert. Sie lagen rund 100.000 Quadratkilometer über der jetzt berechneten Fläche. „Zum dritten Mal in Folge hat die arktische Meereisfläche einen Rekord-Tiefststand“, berichten die Forscher.

Die Veränderungen in der Arktis werden als Indikatoren für die globalen Klimaveränderungen gesehen. Beobachtet wird nicht nur ein stärkerer Rückgang der Eisfläche in den Sommermonaten und eine geringere Eisbildung im Winter, sondern auch eine Verringerung der Eisdicke. Zudem wird das Auftauen des Permafrostbodens beobachtet, was den Boden instabil und für Küstenerosion anfälliger macht.

Meereis bildet sich ab Oktober neu und erreicht im März die größte Ausdehnung. Noch in den 1980er Jahren waren am Ende des Winters meist 15 oder 16 Millionen Quadratkilometern mit Eis bedeckt. Ab April setzt die Schmelze ein, und im September wird die kleinste Eisfläche gemessen. Bedeckten vor wenigen Jahrzehnten am Ende des arktischen Sommers noch rund sieben Millionen Quadratkilometer Eis den Ozean, so sind es jetzt nur noch vier bis fünf Millionen Quadratkilometer. Der Negativrekord wurde im September 2012 mit 3,39 Millionen Quadratkilometern erreicht. Im vergangenen Jahr waren es 4,14 Millionen Quadratkilometer.

Herbst und Winter waren in der Region sehr warm

„Wir hatten einen sehr warmen Herbst und Winter“, berichtete das Forschungszentrum in Colorado. Die Lufttemperaturen in einer Höhe von rund 800 Metern über der Meeresoberfläche lagen von Oktober bis Februar über den gesamten Arktischen Ozean berechnet mehr als 2,5 Grad Celsius über dem Durchschnitt. Über Teilen der Tschuktschen- und der Barents-See lagen die Temperaturen sogar mehr als fünf Grad höher als der langjährige Mittelwert. Die Experten sprechen von einer „Serie von Hitzewellen über dem Arktischen Ozean“. Bereits im Oktober hatten höhere Oberflächentemperaturen die Eisbildung erschwert. Überraschenderweise schrumpfte die Eisfläche Mitte November vorübergehend um 50.000 Quadratkilometer. Es war ein in diesem Ausmaß noch nie zuvor beobachtetes Phänomen. Allerdings war bereits 2013 ein vorübergehender Rückgang des Eises um 14.000 Quadratkilometer festgestellt worden.

Wie die Wissenschaftler weiter berichteten, deuten Daten des europäischen Forschungssatelliten CryoSat-2 zudem darauf hin, dass die Eisfläche in diesem Winter etwas dünner war als in den vergangenen vier Jahren. Eine Modellberechnung der Universität Washington ergab, dass das Eisklumpen in der Arktis in diesem Jahr ungewöhnlich gering ist. Das bedeutet, dass das Meereis in der Arktis wieder sehr anfällig ist für die sommerlichen Temperaturen und die Stürme in der Nordpolregion ist.

Am Südpol wurde am 3. März, gegen Ende des antarktischen Sommers, die bisher geringste Meereisfläche mit 2,11 Millionen Quadratkilometern gemessen. Das NISCC verweist aber darauf, dass das antarktische System äußerst variabel ist. So sei im September 2014 ein Rekord bei der Eisausdehnung am Ende des antarktischen Winters gemessen worden.

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