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Golden Globes: Demütigung auf Bestellung

Komiker Ricky Gervais verspottet Hollywood als Moderator bei der Golden-Globe-Gala. Und jetzt wird heiß diskutiert, ob er zu weit gegangen ist.

Es sollte „eine Nacht des Feierns und heftigen Trinkens werden“, versprach Golden-Globes-Moderator Ricky Gervais am Sonntagabend in Hollywood zu Beginn der glamourösen Preisverleihung. Und gleich bekam der erste Promi einen Tritt in den Unterleib: Charlie Sheen (Schauspieler mit Neigung zu Alkoholexzessen) nenne so etwas „Frühstück“. Es wurde eine Nacht, in der eine lange Reihe von Stars bösartige Witze zu ertragen hatte.

„Britischen Humor“, so nennen es die britischen Kommentatoren in den seit Sonntag heißlaufenden Online-Debatten. „Demütigung“, so nennt man es auf der anderen Seite des Atlantiks. Und während die einen meinen, wer britischen Humor nicht möge, solle keinen britischen Komiker einladen, äußerten andere den Wunsch, „dass Gervais es nicht aus der Stadt schafft“.

Angelina Jolie und Johnny Depp bekamen ihre Gervais-Dosis für ihren Auftritt im verspotteten Henckel-von-Donnersmarck-Film „The Tourist“: „Es scheint, als ob alles in diesem Jahr dreidimensional war – außer den Darstellern in The Tourist“. Über Robert Downey Junior ließ Gervais das Publikum in Anspielung auf dessen Alkohol- und Drogenprobleme lachen. Er sagte, die Menschen „in diesem Raum kennen ihn wohl am besten aus der Betty-Ford-Klinik und dem Los Angeles County Gefängnis“. Der Golden Globe für „Sex and the City“ müsse wohl zur Kategorie Spezialeffekte gehören und die Bearbeitung des Filmposters belohnen, gingen die Schläge vom Moderator weiter. „Mädchen, wir wissen, wie alt Ihr seid“, lästerte er. „Ich habe eine von Euch in „Bonanza“ gesehen“.

Nicht genauer genannte Scientologen (wie Tom Cruise) wurden in einem Zug mit Jim Carrey derb bedient. Carrey trat in „I Love You, Phillip Morris“ auf, einem Film mit „zwei heterosexuellen Schauspielern, die vorgeben schwul zu sein – also das komplette Gegenteil einiger berühmter Scientologen“, witzelte Gervais.

Schon im vergangenen Jahr hatte Gervais die Veranstaltung moderiert – nicht zum Vergnügen aller Prominenten. „Ich kann kaum glauben, dass sie mich wieder einladen, nach all den schrecklichen Dingen, die ich gesagt habe“, wurde der Brite vor der Veranstaltung zitiert. Er wolle mal sehen, wie weit er diesmal gehen könne. Während der Gala blieb Gervais eine ganze Stunde der Bühne fern. Online wurde schon fantasiert, ob er noch vor Ende des Ganzen rausgeschmissen worden sei oder ermordet. Gervais kam aber zurück – nach Wahrnehmung der Kommentatoren deutlich zahmer.

Intern ließ ein Mitglied des Auslandspresseverbands Hollywood, der die Golden Globes verleiht, wissen, Gervais sei deutlich zu weit gegangen. Nicht nur werde man ihn nie wieder als Moderator einladen. Vielmehr würde auch keiner seiner Filme jemals nominiert.

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