zum Hauptinhalt
Fund in 12 Metern Tiefe.

© dpa

Goldfund in Israel: Taucher bekommen keinen Finderlohn

Zwei Taucher stießen vor der Küste Israels auf Gold. Es galt als historischer Fund. Doch was wird nun aus dem Schatz und aus den beiden Findern?

Da schimmerte etwas am Meeresgrund, an jenem frühen Samstagmorgen gegen sieben Uhr, als die beiden Männer Tzvika Feuer und Kobi Twina tauchen waren. Es hatte eine goldene Farbe und war rund wie diese Schokoladentaler für Kinder, die mit goldener Folie umhüllt sind. Und genau das dachten die beiden zunächst auch. Doch als Twina das Goldstück in die Finger nahm, war es viel härter als ein Schokotaler. Und als er die Hände in den Sand steckte und merkte, dass da noch hunderte anderer Goldmünzen verborgen lagen, wussten die beiden, dass sie da in gut zwölf Meter Tiefe auf etwas ganz Besonderes gestoßen waren.

„Als ich das sah, gab ich Tzvika ein klares Zeichen“, erzählt Kobi Twina heute, knapp zwei Wochen nach dem Sensationsfund, dem größten in der Geschichte Israels. „Mein aufgeregter Gesichtsausdruck sagte alles, auch durch die Tauchmaske hindurch.“ Knapp 2000 Goldstücke schlummerten fast eintausend Jahre lang im Mittelmeer, rund 300 Meter von der Küste der israelischen Stadt Caesarea entfernt: in verschiedenen Größen, ein Dinar, ein halber Dinar, ein viertel Dinar – aus der Zeit der Fatimiden, die Teile der Region von 909 bis 1171 beherrschten.

Zusammen mit Mitarbeitern der Abteilung für Meeresarchäologie der israelischen Antiken-Behörde haben Feuer und Twina den Schatz in zwei Tauchgängen geborgen. Ein seltenes historisches Zeugnis der Vergangenheit nennt der Direktor der Abteilung, Kobi Sharvit, den Fund. „Die Winterstürme legen solche Schätze frei.“ Die heftigen Wellen spülen im Winter den Sand am Meeresboden umher. „Es ist möglich, dass da unten ein versunkenes Schiff liegt, das mit eingesammelten Steuergeldern auf dem Weg nach Ägypten war.“

Wie kommt das Gold da hin?

Es könnte aber auch ein großes Handelsschiff gewesen sein. Grabungen am Fundort sollen die Beweise liefern. „Die Münzen sind ausgezeichnet erhalten geblieben, obwohl sie wohl tausend Jahre am Meeresgrund waren“, erklärt Robert Cole, Münzexperte der Antiken-Behörde. „Denn Gold ist ein Edelmetall, das nicht von Luft oder Wasser beeinträchtigt wird.“ Die beiden Finder können ihr Glück auch zwei Wochen nach dem Tauchgang kaum fassen. „Es ist wie im Film. Du steckst deine Hände in den Sand und da sind plötzlich Goldmünzen. Nicht nur ein paar, sondern hunderte“, erzählt der 40-jährige Twina. „Wir waren zwei Wochen vorher in einem anderen Tauchklub.

Dort hing das Bild eines anderen Fundes, die versunkenen Waffen von Napoleon. Und ich sage noch zu Tzvika: So viel Glück werden wir nie haben, jemals so einen Schatz zu finden.“ Dabei war die Schatzsuche nie sein Plan. Der selbstständige Geschäftsmann ist Hobbytaucher, erst vor gut einem Jahr hatte er nach langer Pause wieder damit angefangen und sich einer Gruppe angeschlossen. Zwischen 50 und 100 Tauchgänge machen sie pro Jahr. Twina bezeichnet sein Hobby als eine Art Meditation.

Die Küste vor Caesarea ist voller archäologischer Überreste. „Du gehst ins Wasser und siehst sofort altes Gemäuer des Hafens“, erzählt er. Er und Feuer sind Tauchpartner, beide interessieren sich für Archäologie. „Wir lesen viel darüber, dann tauchen wir und schauen später in Büchern oder im Internet nach.“ Obwohl sie bislang nie etwas gefunden hatten, wussten sie doch, dass sie die Goldmünzen nicht einfach mit nach Hause nehmen können. In Israel ist es verboten, solche Schätze allein zu bergen, mitzunehmen oder zu verkaufen.

"Vorbildliche Bürger"

So informierten die beiden an jenem Morgen den Rest ihrer sechsköpfigen Tauchtruppe. Die Freunde riefen bei den Experten der Abteilung für Meeresarchäologie an. Die jedoch hetzten nicht, um an diesem Samstagmorgen, ein Ruhetag in Israel, an die Küste von Caesarea zu kommen. „Sie dachten zunächst, da hätten Taucher halt ein paar alte Münzen gefunden“, sagt Twina. Nach und nach kamen sie an, manche von ihnen hatten ihre Familien dabei. Erst vor Ort wurde ihnen klar, dass das kein normaler kleiner Fund ist.

Kobi Sharvit ist der sechsköpfigen Tauchtruppe dankbar: „Sie sind vorbildliche Bürger“, sagt er in Bezug darauf, dass sie die Behörden gleich informiert hatten: „Sie haben ein Herz aus Gold und lieben das Land und seine Geschichte.“ Behalten dürfen die beiden Finder keine der Münzen. Schade, findet Kobi Twina: „Ich würde gerne eine Münze für meine zehnjährige Tochter einrahmen lassen. Als ich neulich von der Arbeit kam, stand sie da mit einer Schaufel und meinte, sie habe vielleicht auch einen Schatz gefunden. Da wollte ich sie nicht enttäuschen und habe mitgegraben.“ Auch einen Finderlohn wird es für die beiden nicht geben, dafür aber eine Auszeichnung, die ihnen in Jerusalem überreicht werden soll. Kobi Twina aber sagt: „Wir wollen auch gar nichts dafür, es war uns eine Freude, den Schatz zu finden. Das macht uns nun ein klein wenig berühmt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false