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Großbritannien: Papst wettert gegen Brown-Regierung

Schon vor Benedikts Besuch in Großbritannien schlagen dort die Protestwellen hoch. Der Papst will ein Gesetz verhindern, das Homosexuellen Zugang zur Kirche gewähren könnte.

Papst Benedikts Besuch in Großbritannien wäre erst der zweite eines katholischen Kirchenoberhaupts seit der Abspaltung der anglikanischen Kirche im 16. Jahrhundert. Er selbst hat jetzt dafür gesorgt, dass die Visite kompliziert wird. In seiner Besuchsankündigung fordert er die katholischen Bischöfe nach Angaben der Internetausgabe der BBC auf, mit "missionarischem Eifer" gegen ein geplantes Gleichbehandlungsgesetz vorzugehen.

Das Gesetz soll die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen am Arbeitsplatz verhindern und durchläuft das parlamentarische Verfahren. Es könnte, wie der Papst befürchtet, dazu führen, dass die britische katholische Kirche gezwungen wäre, auch Homosexuelle in Führungspositionen zu akzeptieren. Dies brandmarkte der Papst als "Verletzung natürlichen Rechts". Es erlege religiösen Gemeinschaften "ungerechte Beschränkungen" in der Freiheit auf, nach ihren Glaubensgrundsätzen zu handeln.

In Großbritannien haben die Aussagen des Papstes Empörung ausgelöst. Der britische Europaabgeordnete Stephen Hughes zeigte sich empört. "Als Katholik bin ich von dem Verhalten des Papstes entsetzt", sagte er am Dienstag. «Religiöse Führungsfiguren sollten Ungleichheit ausmerzen und nicht bewahren." Statt das britische Recht zu kritisieren, sollte der Papst sicherstellen, dass die bestehende EU-Rechtsprechung im Vatikan angewandt wird.

Die Nationale Säkulare Gesellschaft kündigte eine Protestkampagne an. Deren Präsident Terry Sanderson sagte: "Der Steuerzahler wird Kosten in Höhe von 20 Millionen Pfund für den Papstbesuch tragen müssen. Und der Besucher hat selbst angekündigt, die Gleichberechtigung anzugreifen und Diskriminierung zu stärken."

Der Papstbesuch in Großbritannien ist der erste seit der Visite seines Vorgängers Johannes Paul II. im Jahr 1982, der damals als erstes katholisches Kirchenoberhaupt seit der Kirchenspaltung im 16. Jahrhundert englischen Boden betreten hatte. Ein konkreter Termin ist noch nicht festgesetzt.

Benedikts Bemerkungen könnte auch die anglikanische Kirche verärgern. Bereits im vergangenen November hatte das Angebot Roms an die Anglikaner zum Übertritt in die katholische Kirche für Unruhe gesorgt - sogar verheirateten anglikanischen Priestern sollte Rom die Aufnahme gewähren. Die Anglikaner warfen der katholischen Kirche vor, ihre Geistlichen gezielt abzuwerben. Ein Teil der anglikanischen Gläubigen und Priester ist nicht damit einverstanden, dass in ihrer Kirche Frauen und Homosexuelle Priester sein dürfen. Auch Benedikts Attacke auf das Gleichstellungsgesetz kann als Versuch der Abwerbung konservativerer anglikanischer Geistlicher verstanden werden.

Die "Kirche von England" entstand im 16. Jahrhundert durch den Bruch von König Heinrich VIII. mit dem Papst. Seit ihrer Entstehung hat sie den Status einer Staatskirche, wobei der Monarch als weltliches Oberhaupt der Kirche, der Erzbischof von Canterbury als kirchliches Oberhaupt gilt. Theologisch steht sie der römisch-katholischen Kirche recht nahe. Die Anglikaner erkennen allerdings die Vorrangstellung des Papstes nicht an. Anders als bei den Katholiken können bei ihnen Priester und Bischöfe verheiratet sein und seit 1993 auch Frauen zum Priester geweiht werden.

Heute bekennen sich die meisten Briten, etwa 25 Millionen Gläubige, in England, auf den Kanalinseln und der Isle of Man zur Church of England. Sie ist Teil der weltweiten Anglikaner-Gemeinschaft mit 80 Millionen Gläubigen. Die Katholiken sind eine Minderheit. In England und Wales leben etwa 4,2 Millionen romtreue Gläubige.  

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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