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Späte Ehrung. Kent Nagano und das Deutsche Symphonie-Orchester.

© Kai Bienert

Große Oper: Ein Grammy geht nach Berlin

Ein Klassik-Preis geht nach Berlin, an das Deutsche Symphonie-Orchester – noch mit Kent Nagano. Dabei ist der Amerikaner schon seit Jahren nicht mehr Chef des Berliner Orchesters.

Die Meldung ist schon einigermaßen skurril: Kent Nagano und das Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) werden 2011 mit einem Grammy für ihre Interpretation von Kaija Saariahos Oper „L’amour de loin“ ausgezeichnet. Dabei ist doch der Amerikaner schon seit viereinhalb Jahren nicht mehr Chef des Berliner Orchesters! Aber so ist das mittlerweile auf dem Markt für Klassik-CDs: Manchmal dauert es ewig, bis eine Aufnahme erscheint. 2006 und 2008 war Kent Nagano in München sowie in der deutschen Hauptstadt mit dem DSO und dem Rundfunkchor Berlin ins Studio gegangen, um das filigrane, vergeistigte Musiktheaterwerk der finnischen Komponistin einzuspielen. Bereits die Uraufführung des Werks 2000 bei den Salzburger Festspielen hatte Nagano realisiert, zusammen mit dem Regisseur Peter Sellars. „Allzeit umsichtig, hoch elegant und inspiriert waltend“ empfand Tagesspiegel-Kritikerin Christine Lemke-Matwey den Maestro damals. Dass ihm das Werk eine Herzensangelegenheit ist, bewies Nagano dann 2006 mit einer weiteren Aufführung von „L’amour de loin“ in Berlin. Diese Produktion mit dem Deutschen Symphonie-Orchester wurde zur Basis der Einspielung, die schließlich im Herbst 2009 auf den Markt kam und kurz darauf mit dem französischen „Diapason d’or“ ausgezeichnet wurde. In der Nacht zum Montag konnte sich die Doppel-CD nun in Los Angeles in der Grammy-Kategorie „best opera recording“ gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen.

Mag die künstlerische Arbeit an dem Projekt noch so lange her sein – die Freude über die Auszeichnung war beim Deutschen Symphonie-Orchester gestern ungetrübt. So eine bedeutende Ehrung kommt dem Ensemble gerade recht, das sich derzeit in einer heiklen Phase befindet. Ingo Metzmacher, der im Herbst 2006 Nachfolger von Kent Nagano geworden war, hat nach internen Querelen sein Amt im vergangenen Spätsommer vorzeitig niedergelegt. Der designierte neue Chefdirigent Tugan Sokhiev kann wegen anderweitiger Verpflichtungen erst im Herbst 2012 antreten.

In den letzten Jahren haben sich die Klassik-Ensembles der Hauptstadt wiederholt über Grammys freuen können: 2008 wie auch 2009 setzte sich der von Simon Halsey geleitete Rundfunkchor Berlin durch: Er wurde jeweils für Aufnahmen prämiert, die zusammen mit den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle entstanden waren. 2003 konnte Daniel Barenboim die Trophäe nach Berlin holen: Damals wurde seine Version von Richard Wagners „Tannhäuser“ mit der Staatskapelle und dem Chor der Staatsoper von der Jury zur besten Opernproduktion des Jahres gewählt.

Am 28. Februar übrigens wird Kent Nagano, der inzwischen Musikchef der Münchner Oper sowie des Orchestre Symphonique de Montréal ist, seine Berliner Musiker mal wieder dirigieren: Auf dem Programm stehen dann Anton Bruckners Symphonie Nr. 5 sowie mehrere Werke des zeitgenössischen Komponisten und Klarinettenvirtuosen Jörg Widmann.

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