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Panorama: Grüne wollen Ehemänner zur Hausarbeit verpflichten

FRANKFURT (MAIN) .Der Vorstoß der Grünen, den Ehemann sowohl bei der Hausarbeit als auch bei der Aufteilung seines Einkommens stärker in die Pflicht zu nehmen, erhitzt die Gemüter.

FRANKFURT (MAIN) .Der Vorstoß der Grünen, den Ehemann sowohl bei der Hausarbeit als auch bei der Aufteilung seines Einkommens stärker in die Pflicht zu nehmen, erhitzt die Gemüter.Frauen- und Familienverbände loben zwar die Stoßrichtung des Vorschlags, der den immer noch großen Ungerechtigkeiten den Garaus machen soll.Sie lehnen es jedoch ab, die Lösung des Problems vom Staat zu erwarten.Rechtsexperten halten den Plan für verfassungswidrig.

"Wir wollen mit dieser Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuches ein Signal setzen", sagt die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Irmingard Schewe-Gerigk.Bei der angestrebten Änderung zur Hausarbeit für Ehemänner gehe es nicht darum, "Listen zu führen, wer wann Geschirr spült" und daraufhin mehr Mitverantwortung vor Gericht einzuklagen.Ziel sei vielmehr eine "Bewußtseinsänderung".

Unannehmbar sei, daß beispielsweise vollerwerbstätige Mütter mit Kindern pro Tag fast drei Stunden mehr im Haushalt arbeiteten als ihre Männer.Nach Erkenntnissen des Deutschen Frauenrates packen nur sechs Prozent der deutschen Männer ernsthaft im Haushalt mit an.Selbst wenn die täglichen Lasten wie Einkaufen, Waschen und Bügeln zu Anfang einer Ehe noch gerecht verteilt würden, ändere sich das oft mit der Geburt des ersten Kindes.

Die Grünen-Initiative, die am 21.Mai in den Bundesrat eingebracht werden soll, sieht nach den Worten von Schewe-Gerigk vor, den Satz "Die Haushaltsführung ist partnerschaftlich zu regeln" in das BGB aufzunehmen.Zudem solle nichtberufstätigen Frauen per Gesetz ein angemessener - und einklagbarer - Teil des Einkommens ihres Ehemanns zustehen.Dazu gehöre auch, daß die Ehefrau einen Auskunftsanspruch über die Höhe seiner Einkünfte erhält.

Beim Familienbund der Deutschen Katholiken mit 300 000 Mitgliedern schüttelt man über solche Vorstellungen den Kopf."Das geht den Staat nichts an, wie in einer Familie Geld und Arbeit verteilt wird", sagt der Vorsitzendes des Rechtsausschusses des Verbands, Etzbach.Das Vorhaben greife in das im Grundgesetz garantierte Freiheitsrecht ein sowie in den Schutz der Familie.

Für "teilweise überflüssig und teilweise verfassungswidrig" hält Professorin Dagmar Coester-Waltjen von der Münchener Universität die Pläne der Grünen.Würde gesetzlich festgelegt, daß Mann und Frau die Hausarbeit zu teilen hätten, komme das einer Entmündigung der Eheleute gleich.Die jetzige Regelung im Bürgerlichen Gesetzbuch, in der es heißt "Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung im gegenseitigen Einvernehmen" gebe den Paaren dagegen die volle Autonomie.Was den Anspruch auf das Einkommen angehe, so könne bereits heute jeder Ehepartner den anderen zur "angemessenen Deckung des Lebensbedarfs" mitverpflichten.

Durchaus nachdenken könne man jedoch über eine Veränderung der bisherigen Konstruktion einer Ehe als sogenannte Zugewinngemeinschaft, in der der Gewinn erst bei einer Scheidung geteilt wird.In Schweden und Italien gebe es bereits die sogenannte Errungenschaftsgemeinschaft, die schon während der Ehe gemeinsames Vermögen berücksichtigt, sagt die Expertin für Familienrecht.

Der Deutsche Hausfrauen-Bund mit rund 100 000 Mitgliedern hält es zwar für wichtig, daß die Hausarbeit als Arbeit gesehen wird, die alle angeht.Aber ein Wandel im Bewußtsein läßt sich nach Ansicht von Sprecherin Gisela Goerdeler nicht per Gesetz erzwingen, sondern vor allem mit einer veränderten Erziehung.An dem derzeitigen Dilemma seien die Frauen oft mitschuld.Zum einen verwöhnten sie vielfach ihre Söhne.Zum anderen wollten sie manchmal unbewußt ihre Kompetenzen in der Küche nicht abgeben, was dazu führe, daß sie ihren Männern die Arbeit mit den Worten aus der Hand nähmen: "Laß mal, bei mir geht das schneller".

Als "im Prinzip richtig" beurteilt Professor Uwe Diederichsen von der Universität Göttingen die Bundesratsinitiative der Grünen.Vor allem während seiner rund zehnjährigen Tätigkeit als Richter in Scheidungsfällen sei ihm bewußt geworden, welche "starken Ausbeutungsverhältnisse" noch in vielen Ehen herrschten.Trotzdem hält der Experte für Privatrecht eine Änderung der Zustände über eine Ergänzung des BGB für einen "kuriosen Ansatz".Sinnvoller sei es, sich von einem egoistischen Mann zu trennen oder - noch besser - ihn erst gar nicht zu heiraten.STEFANIE KREISS (AP)

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