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Panorama: Haben alle Türken Socken ohne Löcher?

Die Debatte nach den Bildern von Wolfowitz

Der Auftritt von Weltbankchef Wolfowitz in einer türkischen Moschee, wo er große Löcher in beiden Strümpfen offenbarte, wirft die Frage auf, ob Türken mehr Socken haben als Amerikaner oder Europäer. Schließlich müssen Türken in der Moschee ihre Schuhe ausziehen und tragen deshalb Sorge, dass keine Löcher im Strumpf sind, während die Europäer völlig unbekümmert mit ihren Löchern in den Strümpfen herumlaufen.

Kenan Koc, der Verbandschef der türkischen Sockenhersteller, sagt jedoch, Türken hätten im Durchschnitt nur vier Paare, während die Amerikaner 22 Paare hätten und die Schweden sogar 37.

Aber warum haben dann Europäer und Amerikaner Löcher, nicht aber die Türken?

Sockenchef Koc hat dafür eine klare Erklärung. „Das kommt davon, wenn man billige Socken kauft“, urteilte er. Mit türkischen Socken wäre so etwas nie und nimmer passiert: „Wolfowitz muss Socken aus den USA getragen haben.“

Oder sogar aus China, sagte der Unternehmer Askin Genc, ein anderer Vertreter der Textilbranche. Sollten sich die Amerikaner dazu entschließen, die bisher geltenden Importbeschränkungen für türkische Socken aufzuheben, dann könnten auch Leute wie Wolfowitz in den Genuss anständiger Strümpfe kommen. Aber auch die Türken selbst gehen beim Sockenkauf eher nach dem Preis als nach der Qualität. Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von 5000 Dollar im Jahr können es sich viele nicht leisten, allzu wählerisch zu sein. Die allermeisten Türken kaufen ihre Socken auf Wochenmärkten, auf denen billige Importware oder ausgemusterte Ware aus türkischer Produktion angeboten wird. Aber warum sieht man bei Türken dann keine Löcher? Vor dem Gebet steht die rituelle Waschung, bei der auch die Füße gesäubert werden – spätestens dabei sieht der Gläubige eventuelle Löcher und geht ohne Socken in die Moschee.

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