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Uli Hoeneß bei einer Mitgliederversammlung des FC Bayern.

© dpa

Haft in der JVA Landsberg: Was Uli Hoeneß im Gefängnis erwartet

Wann genau Uli Hoeneß ins Gefängnis muss ist noch nicht klar - sicher ist nur: er muss. Die bayerische Häftlingsbetreuerin Gaby Buß erklärt im Tagesspiegel, was den ehemalige FC-Bayern-Chef dort erwartet.

Vielleicht sind es noch Wochen, bis Uli Hoeneß seine Haftstrafe antreten muss. Vielleicht aber auch nur Tage. Das bayerische Justizministerium wollte am Dienstag nicht den „Bild“-Bericht kommentieren, wonach der Haftantritt „unmittelbar“ bevorstehe. Auch Gerüchte, Uli Hoeneß werde zunächst in einem anderen Gefängnis seine Haft antreten, um dem Medienansturm zu entgehen, kommentierte das Ministerium nicht. Der ehemalige FC-Bayern-Chef wird in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Landsberg am Lech wie jeder Neuankömmling in eine rund zwölf Quadratmeter große Zwei-Mann-Zelle kommen. Was bedeutet es für einen Menschen zu wissen, dass ihm Monate hinter Mauern bevorstehen? Das Landgericht München hat Hoeneß wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Kann sich ein Mensch auf den Moment vorbereiten, in dem hinter ihm das erste Mal die Zellentür ins Schloss fällt?

Gefangenenbetreuerin Gaby Buß: Auch für Uli Hoeneß wird das ein Schock

„Nein, ich denke nicht, dass man sich darauf vorbereiten kann“, sagt Gaby Buß. Seit 14 Jahren betreut die 54-Jährige Strafgefangene in bayerischen Gefängnissen. Sie ist Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft ehrenamtlicher Mitarbeiter im Strafvollzug Bayern. Gaby Buß sagt: „Am Anfang ist es ein Schock. Der Mensch verliert alles. Er muss alles aufgeben. Er verliert seine Freiheit, seine Individualität. Er wird erfasst, nummeriert und erlebt sich abgeschnitten von der Außenwelt.“ Sie sagt auch: „ Auch für Herrn Hoeneß wird das ein Schock.“ Einen Tipp, den Schock abzumildern, hat sie nicht.

Zelle mit Aussicht. Die JVA Landsberg am Lech ist herrlich gelegen.
Zelle mit Aussicht. Die JVA Landsberg am Lech ist herrlich gelegen.

© dpa

Sie berichtet von Gesprächen mit Gefangenen in ähnlicher Situation. „Die Gedanken kreisen in dem Moment in der Regel nur noch um den Haftantritt, das drohende Eingesperrtsein. Viele geraten in Panik.“ Die Sorge gelte der Familie, den Freunden: „Übersteht die Familie die Zeit der Haft? Bleiben Freundschaften erhalten? Es ist eine Situation, die große Angst macht.“

Nach zwei Wochen kommt Uli Hoeneß in eine Einzelzelle

Nach etwa zwei Wochen wird Uli Hoeneß wie die meisten anderen Gefangenen in Landsberg von der Zwei-Mann-Zelle in eine Einzelzelle verlegt. Dort beträgt der Weg vom Bett zur Toilette etwa einen Meter. Der Tisch, an dem Uli Hoeneß frühstücken, zu Abend essen und Briefe schreiben wird, ist von Toilette und Bett nicht weiter entfernt. Durch das vergitterte Fenster geht der Blick gen Himmel, streift Stacheldraht und die vergitterten Fenster der Zellen im Gebäudeteil gegenüber. Das Gefängnis hatte Ende März einen Blick hinter die Mauern gewährt, was den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer sehr verärgerte.

Im Gefängnis erwartet Uli Hoeneß zunächst eine große Leere. Weder Radio noch Fernseher gibt es in der Zelle. Selbst ein Buch kann Hoeneß nicht einfach mitbringen. „Mitnehmen kann er bis auf Toilettenartikel zunächst eigentlich gar nichts. Erst nach und nach kann er Anträge stellen und darum bitten, sich zum Beispiel einen Fernseher kaufen oder mieten zu dürfen“, erklärt Betreuerin Gaby Buß. Bücher kann sich Hoeneß in der Gefängnisbücherei leihen, oder mit Genehmigung von einem Verlag schicken lassen, eingeschweißt. So solle verhindert werden, dass Freunde oder Familienmitglieder geheime Codes in den Büchern übermitteln. Im Gefängnis ist Hoeneß ein Gefangener wie die anderen, die Regeln sind für alle gleich streng.

In der JVA Landsberg werden zahlreiche Freizeitaktivitäten angeboten. Das Angebot reicht von Schach bis Didgeridoo-Spielen. Doch, dass sich Gefangene begeistert auf die Angebote stürzen, hat Gaby Buß selten erlebt. „Meine Erfahrung ist, dass es nicht immer leicht ist, die Gefangenen überhaupt zu irgendetwas zu motivieren. Viele geben sich auf, warten nur noch darauf, dass die Zeit vergeht“, sagt sie: „Die meisten bemühen sich vor allem, Arbeit zu bekommen. Das bringt Abwechslung und lässt die Zeit schneller vergehen. Und es bringt Geld ein.“ An Geld mangelt es Hoeneß sicher nicht. Ein Vorteil für den Alltag im Gefängnis ist es trotzdem nicht. „Es gibt einen Höchstbetrag, den ein Gefangener im Monat ausgeben darf. In der Regel liegt er bei knapp 70 Euro im Monat“, sagt Buß: „Allerdings haben manche nicht einmal das zur Verfügung.“

Eine positive Nachricht hat sie dann aber doch für Hoeneß. „Ich glaube, er wird einen Promi-Bonus haben. Dass er vom FC Bayern München kommt, wird bei den Männern sicher gut ankommen. Die meisten Männer haben ja doch ein Faible für Fußball.“

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