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Hallo HOBBY: Mission: Spaß

An dieser Stelle wird unsere Autorin künftig verschiedene Freizeitaktivitäten auf deren Erkenntnisgewinn testen

Zuerst waren es Sticker, dann Pferde, dann Mannschaftssport. Mit 13 fegte ich fünf Nachmittage die Woche staubige Trainingshallen mit meinem Körper – zuerst auf dem Volleyballfeld, dann als Cheerleaderin. Mit 16 wurden Jungs und Partykeller interessanter. Hobbys hatten nur die, die nie eingeladen wurden. Doch auch nachdem man sich selbst gefunden und die Unschuld verloren hatte, erlebten Hobbys kein Comeback. Der erstrebte Lebensstil war einer, bei dem die Grenzen zwischen Spiel und Spaß verschwammen. In meinem Freundeskreis war man sich einig: Arbeit sollte irgendwie auch Freizeit sein und andersrum. Für institutionalisierte Muße war kein Platz.

Vor kurzem schob mir meine zehnjährige Schwester ihr Freundschaftsbuch unter die Nase. Ich beantwortete brav alle Fragen. Nur bei der Kategorie „Hobby“ musste ich lange nachdenken. Ich schrieb dann „Lesen, Schreiben, Tanzen“ – so wie die meisten anderen Viertklässler. Ich wäre sogar eine ziemlich langweilige Viertklässlerin, manche Freunde meiner Schwester fuhren Einrad oder züchteten Reptilien.

Wikipedia sagt: „Ein Hobby ist im Gegensatz zu Arbeit eine Tätigkeit, der man sich nicht aus Notwendigkeit, sondern freiwillig und aus Leidenschaft unterzieht. Die Tätigkeit bringt Vergnügen, Spaß oder Lustgewinn mit sich ...“ Auch wenn Hobbys nicht mehr zum Grundinventar der eigenen Identität gehören und man sich unter Gleichaltrigen eher über eine diffuse Mischung aus Musikgeschmack und Studiengang definiert: Ein bisschen sehne ich mich nach einer Welt, die wie das Freundschaftsbuch meiner Schwester funktioniert.

Also habe ich beschlossen, mir ein Hobby zu suchen. Die Lieblingstipps meiner Freunde bisher: Mudwrestling, Tiere ausstopfen und Spitze klöppeln. Ich fange lieber klein an. Um auf den Hobbygeschmack zu kommen, brauche ich eine Tätigkeit, bei der ich nicht versagen kann. „Lustgewinn“ ist bei mir eng an Erfolgserlebnisse geknüpft – ich bin ein ätzender Verlierer. Deshalb werde ich einen Volkshochschulkurs belegen: „Entdecken Sie Ihr Schreibtalent! Einführung in das Kreative Schreiben.“ 36 Euro für ein Wochenende. Ist der Kreativschmerz kleiner, wenn man zahlt, anstatt bezahlt zu werden? Gut möglich. Der Schriftsteller Hunter S. Thompson sagte dazu: „Mit dem Schreiben ist es wie mit Sex: Den Amateuren macht’s Spaß. Alte Huren haben nicht viel zu kichern.“Wlada Kolosowa

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