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DIE WANNE IST VOLL. Dass Nicole Reipsch zu ihren zwei eigenen noch vier Frettchen zur Pflege zu Hause hat, ist nicht ungewöhnlich. Es sind Tiere von Freunden, die gerade verreist sind. Bonnie und Angus, die Albinos Lemmy und Odin und Nicoles Privattiere Ozzy und Clyde fühlen sich im Rudel pudelwohl.

© Georg Moritz

HAUSFREUNDE: Nicole und die kleinen Strolche

Die Zehlendorfer Wohnung von Nicole Reipsch ist rowdiesicher. Alle Zimmer, in denen wischmopplange, schlaksige Räuber mit nadelspitzen Zähnen nichts zu suchen haben, sind mit halbhohen Spanplatten-Türen vom Flur und dem früheren Ankleideraum getrennt.

Die Zehlendorfer Wohnung von Nicole Reipsch ist rowdiesicher. Alle Zimmer, in denen wischmopplange, schlaksige Räuber mit nadelspitzen Zähnen nichts zu suchen haben, sind mit halbhohen Spanplatten-Türen vom Flur und dem früheren Ankleideraum getrennt. Schluss, aus, Sperrzone. Die beiden offenen Räume sind möbliert, als lebten dort Kleinkinder: die Böden pflegeleicht, Deko nur oben auf den Schränken, nichts, was zu Boden gefegt werden könnte. Nicole Reipsch ist 40. Seit ihrem 19. Lebensjahr gilt ihre Liebe kleinen Dieben, lateinisch: mustela putorius furo, vulgo: Frettchen. Die sind wild, die fauchen und beißen. Nicole Reipsch arbeitet als Assistentin in einem Malerbetrieb. Aber abends lässt sie die Frettchen raus. Derzeit sind es sechs, zwei eigene aus Hilfsvereinen, vier von verreisten Freunden. Man stimmt die Urlaube miteinander ab. Wer zu Hause ist, versorgt die Frettchen des anderen. 19 Uhr, Spielstunde: Bonnie und Angus, die Albinos Lemmy und Odin und Nicoles Privattiere Ozzy (wg. Osbourne) und Clyde (wg. Bonnie) balgen sich im Flur, rumpeln durch Pappkisten, strampeln kopfüber in Winterstiefeln, jagen Katzenspielzeug oder warten vor der Tür, hinter der sie Futter vermuten: Frischfleisch vom Lieferanten, mundgerechte Häppchen. Reichen tiefgefroren vier Wochen, kosten 80 Euro. Wird nicht im Flur getobt, lebt das Rudel im Extrazimmer, turnt durch den umgebauten Schrank, geht tauchen im Bällebad, kommt an nichts, was sonst so schmeckt (Plastik, Silikon, Kabel), verkriecht sich nur in geeigneten Verstecken, Teppichröhren etwa. „Es sind anderswo schon Tiere im Geschirrspüler gestorben“, sagt Nicole. Einzig ihre Erstentdeckung, das Frettchen der Freundin, hat sich nützlich gemacht: Es bunkerte Geld im Schrank. Eine lebende Spardose. Susanne Leimstoll

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