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Panorama: Havannas nur noch für den Feind

Das Mutterland der Zigarre verbietet den Tabakkonsum in öffentlichen Gebäuden

Kubas Präsident Fidel Castro gab das Rauchen schon vor vielen Jahren auf. Zigarren, so witzelte Castro einmal, schenke man am besten seinem Feind. Dabei war die Cohiba-Zigarre in den ersten Dekaden seiner Herrschaft kaum wegzudenken aus Fidels Mund, nicht zuletzt bei seinen stundenlangen Ansprachen an das kubanische Volk.

Nun sollen die Kubaner dem Beispiel ihres Staatsoberhaupts folgen und das Rauchen aufgeben – oder zumindest erst einmal einschränken. In Kuba war bisher selbst ein Mindestmaß an Rücksicht auf Nichtraucher nicht vorhanden. Etwa die Hälfte der Kubaner raucht und knapp ein Drittel der Todesfälle aufgrund von Krebs ist aufs Rauchen zurückzuführen, schätzen die Statistiker der Insel. Das ist ein wichtiger Kostenfaktor für das kostenlose kubanische Gesundheitssystem.

Busse, Aufzüge und sogar Krankenhäuser sind geschwängert von dem Rauch der zumeist filterlosen Zigaretten und der berühmten Zigarrenspitzen, welche die Hersteller der edlen Rauchware billig auf dem lokalen Markt verkaufen. Kuba produziert jährlich rund 150 Millionen handgerollte Zigarren im Wert von etwa 200 Millionen Dollar, vor allem für den Export. Was in den meisten Ländern heute eine Selbstverständlichkeit ist, soll eine geltende Resolution des Innenministeriums nun durchsetzen: Das Rauchen ist seit Beginn dieser Woche in öffentlichen Gebäuden, in klimatisierten oder geschlossenen Plätzen, Büros, Theatern, Kinos, am Flughafen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten.

Die staatliche Fluggesellschaft Cubana will das Rauchen aber noch auf einigen Flügen zulassen. In staatlichen Etablissements wie der Floridita Bar, wo einst Ernest Hemingway seine Zigarren paffte, müssen rauchfreie Zonen eingerichtet werden. Auch der Verkauf an Jugendliche unter 16 Jahren ist nunmehr untersagt. Im Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kindergärten oder sonstigen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche darf kein Rauchwerk gehandelt werden. Das Verbot soll durch „erzieherische und vorbeugende Maßnahmen“ verstärkt werden, um zu verhindern, dass mehr junge Leute anfangen zu rauchen.

Die große Frage ist jedoch, inwieweit alle diese Vorgaben durchgesetzt werden sollen. Die Resolution sieht keine Strafen bei Missachtung vor. Auch wurden die Maßnahmen erst in der lokalen Presse veröffentlicht, viele Menschen wissen noch gar nichts davon. Die Regierung will Inspektoren ausschicken, um die Einhaltung des Rauchverbots zu prüfen. Zigarettenautomaten sollen entfernt, an Kiosken und anderen Verkaufspunkten Schilder aufgestellt werden, auf denen vor den gesundheitlichen Folgen des Rauchens gewarnt wird.

Anne Grüttner

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