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Panorama: Heilpflanze, Würzkraut und Symbol ewiger Treue Um den duftenden Rosmarin ranken sich uralte Mythen und Bräuche.

Sein intensiver Duft vermag Erinnerungen an Urlaube unter südlicher Sonne zu wecken. Denn irgendwie umgibt den Rosmarin stets ein Hauch von Mittelmeer, ganz gleich, ob im Kräuterbeet, im Blumentopf oder als Würzkraut in der Küche.

Sein intensiver Duft vermag Erinnerungen an Urlaube unter südlicher Sonne zu wecken. Denn irgendwie umgibt den Rosmarin stets ein Hauch von Mittelmeer, ganz gleich, ob im Kräuterbeet, im Blumentopf oder als Würzkraut in der Küche. Und wenn das ansonsten eher unscheinbare Gewächs aus der Familie der Lippenblütler im Frühjahr seine himmelblauen Blüten hervorbringt, wird diese Illusion noch verstärkt. Tatsächlich stammt die wärmeliebende Pflanze mit dem botanischen Namen Rosmarinus officinalis ja ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Dort kommt sie im trockenen Buschland wild vor und wird bis zu zwei Meter hoch. Doch auch in unseren Breiten hat der Rosmarin eine lange Tradition – nicht nur als Küchenkraut, sondern vor allem als eine früher hoch geschätzte und symbolträchtige Heilpflanze, um die sich unzählige uralte Bräuche ranken.

Als wohlriechende Pflanze spielte der Rosmarin schon im Götterkult der Antike eine bedeutende Rolle. Er galt als ein Geschenk der Aphrodite an die Menschen. Deshalb bekränzte man ihre Statuen und die anderer Götter mit den aromatischen Zweigen oder verbrannte sie auf den Altären. Weil das stark duftende Kraut in dem Ruf stand, das Erinnerungsvermögen zu stärken, wurde es auch zum Symbol der Treue zwischen Liebenden und hatte einen festen Platz in Hochzeits- ebenso wie in Bestattungszeremonien. Wenig Beachtung schenkten dagegen die antiken Heilkundigen dem aromatischen Kraut. Erst christliche Mönche, die den Rosmarin schon früh über die Alpen nach Nordeuropa brachten, verhalfen ihm zu gebührender Wertschätzung als wichtige Arzneipflanze.

Als immergrüne Pflanze mit intensivem Duft und damals noch unerklärlichen Heilkräften hat der Rosmarin auch in Brauchtum und Symbolik unserer Vorfahren stets eine besondere Rolle gespielt. Vor allem bei Hochzeiten und Begräbnissen. Er galt als Sinnbild für Liebe, Treue und bleibende Erinnerung und sollte durch sein starkes Aroma böse Geister fernhalten. Brautkränze aus Rosmarin waren lange Zeit fester Bestandteil des Hochzeitsbrauchtums. Auch Bräutigam, Brautjungfern, Trauzeugen und Gäste schmückten sich häufig mit Zweigen der Pflanze. Die Symbolik des „Gedenkemein“, wie sie volkstümlich hieß, kommt auch bei Shakespeare vor, der Hamlet sagen lässt: „… da ist Rosmarin, das ist zur Erinnerung, ich fleh’ euch an, liebes Herz, gedenket mein.“ Oft steckte die Braut ihrem Liebsten heimlich einen Rosmarinzweig in die Kleidung, damit er ihr die Treue bewahrte. In vielen Volksliedern und Gedichten kommt der Rosmarin als Pflanze der Liebe und Treue vor. Rosmarin gehörte als Symbol der bleibenden Erinnerung lange Zeit auch zum Bestattungsbrauchtum. Totenträger pflegten ein duftendes Rosmarinsträußchen an der Kleidung zu tragen. Mancherorts werden auch heute noch Rosmarinbuketts von Trauergästen mitgeführt, auf den Sarg gestreut oder auf Gräbern gepflanzt.

Die vielen volkstümlichen Namen für den Rosmarin – Brautkraut, Hochzeitsbleami, Hochzeitsmaie, Kranzenkraut, Weyrauchkraut, Rosemarie, Lieblingskraut oder Gedenkemein – spiegeln seine vielseitige Bedeutung im Brauchtum wieder. Über die Herkunft des botanischen Gattungsnamens Rosmarinus bestehen unter Wissenschaftlern recht unterschiedliche Ansichten. Eine weit verbreitete Version führt ihn auf das lateinische ros („Tau“) und marinus („zum Meer gehörig“) zurück – also „Tau des Meeres“. Als Begründung wird angeführt, dass Rosmarinsträucher an den Küsten des Mittelmeeres wachsen und sich nachts der Tau auf ihnen niederschlägt. Eine andere Erklärung geht von einer Umdeutung des griechischen rhops myrinos (balsamischer Strauch) aus. Ebenfalls in Betracht gezogen wird ein möglicher Zusammenhang zwischen dem stark duftenden Rosmarin (griechisch libanotís) und dem Weihrauch (griechisch libanos). Immerhin wurde Rosmarin schon im alten Ägypten bei Einbalsamierungen und auch später als kostengünstiger Weihrauchersatz im Götterkult verwendet.

Aus heutiger Sicht lässt sich vieles erklären, was dem Rosmarin in früheren Zeiten zu seinem Ansehen als Arzneipflanze verholfen hat: Seine Blätter, Blüten, Stängel und Wurzeln enthalten unter anderem ätherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe, Triterpensäuren und Flavonoide und machen ihn zu einem wertvollen Heilkraut. In der Küche wird er traditionell zu herzhaften Fleischgerichten, Geflügel, Fisch und Gemüse, Eintöpfen, Suppen und Soßen verwendet. Man sollte ihn aber lieber frisch als getrocknet und eher sparsam einsetzen. Rosmarin wird heute seiner Frostempfindlichkeit wegen zwar meist noch als Topf- oder Kübelpflanze gehalten, der Handel bietet aber auch schon einige winterharte Sorten wie etwa ,Hill Hardy‘, ,Gorizia‘, ,Majorica‘, ,Blue Winter‘ oder ,Gunder‘ an.

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