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Woher kommt die Gehässigkeit? Hilary Mantel, Herzogin Catherine.

© dpa

Hilary Mantel gegen Kate: Im Gewand des Neides

Großbritannien debattiert über die Angriffe der Feministin Hilary Mantel auf Herzogin Catherine. Woher kommt der gehässige Tonfall? Dürfen Feministinnen die Lebensentwürfe anderer Frauen kritisieren?

Berlin - Bösartige Attacke oder feministische, begründete Kritik an der Monarchie? Großbritannien debattiert lebhaft, wie die Kritik der Schriftstellerin Hilary Mantel an Catherine, Herzogin von Cambridge, zu bewerten ist. Es ist auch eine Frage, wie mit Kritik am Königshaus umgegangen wird. Premier Cameron schaltete sich sofort ein und bezeichnete Mantels Rede als „töricht“. Die Autorin hatte Catherine vor zwei Wochen bei einer Rede im Britischen Museum als „Schaufensterpuppe“ beschrieben. Mantel entwirft ein Bild von Kate als einer Barbiepuppe: In schönen Kleidern drapiert, mit „Plastiklächeln“ und immer hübsch anzusehen, aber ohne „eigene Persönlichkeit“.

Die britische Presse ist von der „vernichtenden“ („The Independent“), „bösartigen“ („Daily Mail“) Attacke auf Kate entsetzt. Die Rede mit dem Titel „Royal Bodies“ wird von dem Boulevardblatt „Sun“ als „bizarre Wutrede“ bezeichnet. Der liberale „Guardian“ widerspricht, zumindest teilweise. Mantels Kritik habe sich „nicht wirklich gegen die Person hinter dem Bild“ gerichtet, sondern gegen das Bild an sich, das Kate verkörpert. Aber dennoch kritisiert das Blatt den „Zickenkrieg“, den die zweifache Booker-Preisträgerin betreibe. Sie operiere auf der „emotionalen Ebene einer Amöbe“, schrieb das Blatt weiter.

Allerdings weist der „Guardian“ auch darauf hin, dass sich die in der „London Review of Literature“ veröffentlichte Rede nur zu einem Bruchteil mit Kate beschäftigte. Lediglich vier von 30 Absätzen handeln von der Herzogin. Ansonsten sprach Hilary Mantel über den Status der Monarchie in der modernen Welt, verglich diese sogar mit einem Panda: beide seien nett anzusehen, aber schwierig zu konservieren und daher „ungeeignet für moderne Umgebungen“. Mantel sprach über die Rolle der Frauen in der Monarchie, die in erster Linie zum Gebären da seien. Ein Verlagssprecher der Autorin sagte, die Rede sei als feministische Kritik an der Monarchie gedacht gewesen.

Die feministische „Guardian“-Kolumnistin Hadley Freeman weist darauf hin, dass die vierte Welle des Feminismus den Grundsatz durchsetzen wolle, dass Frauen Lebensentwürfe anderer Frauen akzeptieren müssten, weil sie alle die Freiheit haben, für sich zu entscheiden. Umgekehrt dürfe man nicht eine Autorin angreifen, weil sie ihre Meinung über die Ausbeutung der Frauen in der Monarchie kundtue. Aber woher kommt Mantels gehässiger Tonfall? Warum wird der Herzogin Persönlichkeit abgesprochen? Kann die Autorin nicht akzeptieren, dass eine Frau die Rolle einer Prinzessin einnimmt? Die Kolumnistin Zoe Williams vom „Guardian“ ist sich sicher: „Es geht um Neid.“ Carolin Henkenberens

Carolin Henkenberens

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