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Panorama: Hindufest: Die größte Menschenmenge aller Zeiten

Eine unvorstellbare Menschenmenge schreitet langsam in Richtung Ganges, um am Neumondtag für einige Sekunden in den heiligen Fluss der Hindus einzutauchen. "Alle haben dasselbe Ziel - der Erlösung näher zu kommen", sagt Rajayogi, ein Pilger aus Tamil Nadu im Süden des Landes.

Eine unvorstellbare Menschenmenge schreitet langsam in Richtung Ganges, um am Neumondtag für einige Sekunden in den heiligen Fluss der Hindus einzutauchen. "Alle haben dasselbe Ziel - der Erlösung näher zu kommen", sagt Rajayogi, ein Pilger aus Tamil Nadu im Süden des Landes.

Es ist die größte Menschenmenge aller Zeiten, die zum Höhepunkt des Hindufestes "Kumbh Mela" am Mittwoch an einer bestimmten Stelle des Ganges im Norden Indiens gebadet hat. Die Zahl der Gläubigen wurde nach verschiedenen Angaben auf mehr als 30 Millionen geschätzt.

"Die heutige Konstellation von Sonne, Mond und Sternen gibt es nur alle zwölf Jahre, dies ist die beste Zeit für geistige Erhöhung", sagte Gurudeva, einer der in Allahabad versammelten Hindumönche. Dort fließen Ganges, Jamuna und der nur im Mythos existierende Strom Saraswati zusammen. Während der sechswöchigen Kumbh Mela gilt der Neumondtag als besonders segensreich, um sich von Sünden zu reinigen und aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu befreien. 20 000 Polizisten regelten den Pilgerstrom. Videokameras überwachten die fünf Kilometer breite Badestelle am Flussufer. Dort konnten nach Angaben der Organisatoren pro Minute 25 000 Menschen ihr Bad nehmen.

Den Anfang hatten noch vor Sonnenaufgang traditionell die 14 Orden der als "Nagas" bekannten nackten Hindu-Mönche gemacht. Aus Sicherheitsgründen hatte die Polizei die Naga-Orden getrennt, um Prügeleien um das Recht auf das erste Bad zu verhindern. Da Anschläge befürchtet wurden, waren Spürhunde und Anti-Terror-Einheiten im Einsatz. Bei früheren Kumbh Melas waren 1954 und 1986 mehr als 1000 Menschen im Gedränge totgetrampelt worden.

Die gigantische Prozession könnte ein Sinnbild dafür sein, was ein gläubiger Hindu unter "Moksha", Erlösung, versteht. Der Einzelne geht unter in der Masse. Erlösung ist nicht, wie im Christentum, die Hoffnung, nach dem Tod im Paradies als Individuum fortzubestehen.

Vielmehr streben Hindus danach, irgendwann kein Individuum mehr zu sein, nie mehr als Mensch oder Tier oder Gott wiedergeboren zu werden. "Wie ein Regentropfen im Fluss und dann im Ozean aufgeht, so streben wir danach, im Universum, im universellen Gott Brahma aufzugehen", sagt Gurudeva, ein Hindumönch bei der Kumbh Mela.

Dieser Glaube an den Kreislauf der Wiedergeburten ("Samsara") und daran, dass die eigenen Taten und Gedanken Spuren hinterlassen ("Karma"), die das künftige Leben mitbestimmen, ist der gemeinsame Nenner, auf den sich die meisten Hindus einigen können. Ansonsten haben Hindus die unterschiedlichsten Vorstellungen und Riten und beten zahllose Götter und Göttinnen an. Einen Papst kennen sie nicht, und Indologen sehen im Begriff Hinduismus eher eine Sammelbezeichnung mehrerer Religionen indischen Ursprungs.

Es gibt Menschen wie den Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi, die Gewaltlosigkeit predigen und sich vegetarisch ernähren, und es gibt Gläubige, die im Kalitempel in Kalkutta Tieropfer darbringen. Fast jede Familie hat einen Altar für den Lieblingsgott im Haus, seien es Hanuman mit dem Affengesicht, Ganesh mit dem Elefantenkopf, Lakshmi, die Göttin des Wohlstands, oder der auch im Westen bekannte Krishna.

Viele glauben, dass diese Götter ihnen im Alltag beistehen und ihnen zur Erlösung verhelfen können, wie auch das Bad bei der Kumbh, das die Sünden abwaschen soll.

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