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Panorama: Hinrichtung verhindert: DNS-Test rettet Todeskandidaten

Es war knapp für Albert Ronnie Burrell. Nur 17 Tage war er vom elektrischen Stuhl entfernt, als die Anwälte des Todeskandidaten einen Aufschub der Hinrichtung erkämpften.

Es war knapp für Albert Ronnie Burrell. Nur 17 Tage war er vom elektrischen Stuhl entfernt, als die Anwälte des Todeskandidaten einen Aufschub der Hinrichtung erkämpften. Mit der bedrückenden Aussicht, die tödlichen Stromstöße nur aufgeschoben zu haben, saß der als Mörder Verurteilte weitere vier Jahre in seiner Todeszelle in Louisiana. Bis Richterin Cynthia Woodard den 45-Jährigen am Dienstag in die Freiheit entließ - ein DNS-Test veränderte die Beweislage.

"Dieser Mann ist unschuldig", gab sich Anwalt Chuck Lloyd seit Jahren überzeugt. "Es hätte nicht passieren dürfen", sagte er über das Urteil und die bange Wartezeit in der Todeszelle. "Es ist passiert, weil Menschen, denen wir alle vertrauen - Polizei, Staatsanwaltschaft, das System - versagt haben." Burrell wurde 1987 schuldig gesprochen, ein Ehepaar in Louisiana mit Kopfschüssen ermordet zu haben. Der genetische Test fand nun heraus, dass Blutspuren am Tatort weder von Burrell noch von seinem angeblichen Komplizen Michael Graham stammten. Beide hatten stets ihre Unschuld beteuert, Graham kam in der vergangenen Woche frei. "Wir können ihre Unschuld nicht beweisen", sagte Staatsanwalt Ellison Travis der in Minneapolis erscheinenden "Star Tribune". Es gebe aber ebenso wenig einen Beweis, dass Burrell schuldig sei. Ein DNS-Test brachte nach Angaben des Washingtoner Informationszentrums zur Todesstrafe in den vergangenen Jahren zwölf zum Tode Verurteilten in den USA die ersehnte Freiheit. Insgesamt seien seit 1973 mehr als 90 unschuldig inhaftierte Todeskandidaten in 22 Staaten freigekommen. In den Todestrakten der US-Gefängnisse sitzen mehr als 3700 Häftlinge.

"Ich kann es kaum glauben", sagte Burrell, als er die Gefängnismauern hinter sich ließ. Für Frank Smith kam die DNS-Analyse zu spät. Seine Unschuld wurde erst Mitte Dezember erwiesen, elf Monate nach seinem Tod. Der wegen Mordes Verurteilte war im Todestrakt von Florida an Krebs gestorben. Die Regierung von Florida reagierte mit dem Versprechen, die Möglichkeit der DNS-Analyse für die zum Tode verurteilten Häftlinge des Staates einführen.

Mindestens 13 Unschuldige sollen seit 1977 allein in Illinois hingerichtet worden sein. Die erschreckenden Zahl hat Gouverneur George Ryan dazu getrieben, die Hinrichtungen auszusetzen und die Todesstrafe neu zu überdenken. "Wir sind einer von 38 Staaten, die sie haben. Es gibt zwölf Staaten, die nicht der Meinung sind, dass wir die Todesstrafe brauchen, und ich weiß nicht, ob die Gesellschaft deswegen dort schlechter ist", erklärte der Gouverneur.

In mindestens drei Staaten seien in den vergangenen 25 Jahren Todeskandidaten hingerichtet worden, obwohl die Beweise andere Verdächtige belastet hätten, berichtete die "Chicago Tribune" vor Weihnachten. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976 wurden demnach fast 700 Todesurteile vollstreckt. Der Staat Oklahoma kam in der Hinrichtungsstatistik des vergangenen Jahres auf Platz zwei. Dem Leben von elf Menschen wurde dort nach Angaben des Informationszentrums zur Todesstrafe per Giftspritze ein Ende gesetzt. Für Aufruhr in der Bevölkerung hat dies nicht gesorgt, die Menschen in Oklahoma stehen weitgehend hinter der Todesstrafe. Für Januar sind gleich acht Hinrichtungen angesetzt.

Die erste Position in der Hinrichtungstabelle hält weiterhin Texas, wo im vergangenen Jahr 40 Insassen des Todestraktes ihren letzten Gang in die Hinrichtungskammer antreten mussten.

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