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Zahlreiche Wespen haben sich in Berlin an einem Marmeladenglas niedergelassen. In diesen Wochen ist Hochsaison für Wespen. Je wärmer es ist, desto mehr Tiere entwickeln sich. Neben Eiweiß brauchen sie auch Zucker zum Überleben.

© dpa

Hitze im August: Der Sommer der Wespen

Für viele Menschen sind Wespen die Spielverderber des Sommers. In diesem Jahr gibt es auffällig viele von ihnen. Besonders gemein: Sie können mehrmals zustechen. Lesen Sie hier auch, wie man gegen die Tiere am besten vorgeht.

„Bzzzz!“ -Dieses Geräusch ist in diesen Tagen häufig zu hören: Wegen des warmen und trockenen Wetters sind zurzeit besonders viele Wespen in Deutschland unterwegs - Experten zufolge nehmen sie noch bis zum Herbst Anflug auf Kuchen oder Eis. „Man kann durchaus sagen, dass wir überall in Deutschland sehr viele Wespen haben“, sagte Julian Heiermann vom Naturschutzbund Nabu in Berlin. Grund sei nicht nur die August-Hitze, sondern auch das warme Frühjahr und der kurze Winter. „Aus Sicht der Wespen ist ein gutes Jahr."

Wenn sie ihre Brut füttern müssen, brauchen die Tiere dem Experten zufolge vor allem eiweißreiches Futter. Das sei nun aber weitgehend vorbei. „Aktuell müssen sie keine Brut mehr großziehen, brauchen aber für sich selbst Treibstoff“, erklärt Heiermann. „Die Wespen sind jetzt vor allem auf süße und energiereiche Nahrung aus.“ Mit Limonade, Obstkuchen oder Eis werde man daher besonders von ihnen geplagt. „Man stellt quasi einen Magnet auf den Kaffeetisch.“

Bundesweit wird demnach niemand verschont. Regionale Schwerpunkte gibt es dem Nabu zufolge nicht - wenngleich sehr trockene und warme Gegenden etwa in Süddeutschland demnach prädestiniert sind. „Aber auch in Hamburg dürften sich die Wespen im Moment wohlfühlen.“

Wespen suchen keinen Streit mit Menschen

Die Menschen selbst seien für Wespen aber uninteressant. „Sie suchen keinen Streit“, erklärt der Experte. „Sie wollen eigentlich nur Nahrung zu sich nehmen.“ Tatsächlich seien von acht heimischen Wespenarten nur zwei von der lästigen Sorte - die Deutsche und die Gemeine Wespe. Alle anderen flögen auf Blüten statt auf Süßes.

Auch Bienen bevorzugen im Übrigen heimische Kräuter und Blüten, erklärt der Fachmann. Vor ihren Stichen müssen die Menschen in Deutschland momentan weniger Angst haben: „Über die Hälfte der heimischen Wildbienenarten ist gefährdet“, sagt Heiermann.

Die zuckerhungrigen Wespen bevölkern Bäckereien und Kaffeetische dem Fachmann zufolge indes noch einige Wochen: „Wenn sie sich verabschieden, verabschiedet sich auch der Sommer.“ Anders als Bienen sterben Wespen auch nicht nach einem Stich: „Im Normalfall kann die Wespe den Stachel zurückziehen und sagt dann: Bis zum nächsten Mal!“

Wespen stehen übrigens auch auf bunte Kleidung, Parfüms und Cremes

Aber wie hält man sich die Wespen fern? Die Tricks klingen simpel, aber sie helfen: Wer sich draußen auf Terrasse oder Balkon aufhält, sollte Lebensmittel und zuckerhaltige Getränke mit einer Abdeckhaube schützen und Honig- und Marmeladengläser verschlossen halten, rät der Deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband (DSV). Es gibt aber auch eine Möglichkeit, die Tiere auszutricksen, worauf der Nabu hinweist: Experimente haben gezeigt, dass zur Ablenkung aufgestelltes überreifes Obst in einer Entfernung von fünf bis zehn Metern die Tiere von dem gedeckten Tisch ablenkt. Wespen stehen übrigens auch auf bunte Kleidung, Parfüms und Cremes.

Die wichtigste Regel für den Umgang mit Wespen lautet: Ruhe bewahren. Denn Wespen greifen nie aus eigenem Antrieb einen Menschen an, betont der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Sondern nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihr Nest es zu sein scheint. Bedrohungen sind für die winzigen Tiere heftige Bewegungen. Aber die Tiere reagieren auch darauf, wenn man sie anpustet: Der Atem enthält Kohlendioxid, ein Alarmauslöser für die Tiere.

Kaum ein Mensch bleibt gelassen in der Nähe von Wespen. Dabei tun die Tiere doch nichts - aus eigenem Antrieb heraus würden sie nicht angreifen, sondern nur, wenn der Mensch ihnen zu nahe kommt. Ein paar Tipps zum Umgang mit den sommerlichen Plagegeistern:

Woran erkenne ich eine Wespe?

An der Wespentaille. Es gibt eine Art Einschnitt zwischen dem mittleren Körperabschnitt und dem Hinterleib. Und natürlich trägt sie das typische schwarz-gelbe Körperkleid. Die Hornisse ist eine Wespenart, die zusätzlich zum Streifenmuster in Gelb und Schwarz rötlich-braune Streifen hat. Sie ist auch größer als andere Wespen. Den Unterschied sollte man kennen, denn Hornissen stehen unter Naturschutz - genauso wie Bienen. Sie haben zusätzlich zum Streifenkleid einen eher bräunlichen Hinterleib, sind rundlicher und stärker behaart.

Was hält Wespen vom Haus fern?

Das Einfachste ist, sie mit einem Insektenschutzgitter nicht hineinzulassen, betont der DSV. Preiswert und einfach anzubringen sind Netze aus Kunststoff, die man selbst auf die Größe der Fenster und Türen zuschneidet. Selbstklebende Bänder halten sie am Rahmen. Doch diese Variante hat eine geringe Haltbarkeit, und die Fenster lassen sich damit schwieriger reinigen, erklärt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF). Besser in der Handhabung, aber etwas teurer sind Spannrahmen mit Fiberglasgewebe und mitgelieferter Halterung. Für Balkon- oder Terrassentüren gibt es etwa Drehrahmen, die sich wie die Tür selbst öffnen und schließen lassen. Für Fenster eignen sich Insektenschutz-Rollos, die flexibel heruntergelassen werden. Die Netze und Gitter am Fenster können aber den Raum verdunkeln, Alternativen sind Systeme mit Transparentgewebe. Sogenannte Funktionsgewebe halten auch Pollen ab. Wer eine Katze oder einen Hund hat, sollte auf Modelle zurückgreifen, die stärkere Beanspruchungen aushalten.

Ich habe ein Nest in Hausnähe, was tue ich?

Am besten kommt der Schädlingsbekämpfer. Ist das Nest wirklich an einer problematischen Stelle, muss er die Tiere nicht töten, er kann sie oft auch umsiedeln. Handelt es sich um Hornissen, muss die Gemeinde der Maßnahme zustimmen. Denn sie stehen unter Naturschutz. Allerdings löst sich das Problem nach einer Zeit auch von alleine: Die Tiere sterben je nach Art ab August und bis spätestens Anfang November ab. Nur die Jungköniginnen überleben, überwintern und gründen im Frühjahr neue Kolonien, erklärt der DSV. Für die Zeit des Zusammenlebens den Sommer über gilt auch hier: Die Tiere in Ruhe lassen und nicht bedrohen. Bleibt man laut Nabu zwei bis drei Meter vom Nest entfernt, wird die Flugbahn der Tiere nicht gestört. Wichtig ist aber, auf die Holzverschalungen und -verkleidungen auf dem Grundstück zu achten. Wespen verwenden sie zum Bau ihrer Nester. Der Nabu rät, sie mit umweltfreundlichen Lacken und Farben regelmäßig zu pflegen und damit zu schützen. Hängt ein Bau im Rollladenkasten oder unter Dachziegeln, sollten Hausbesitzer darauf achten, ob die Tiere Dämmmaterial und Ähnliches abtransportieren. Hornissen verbreiten flüssigen Kot unterhalb ihres Nestes, der stinkt oder das Bauwerk verfärben kann. Einfach einen Eimer mit Katzenstreu darunterstellen. (dpa)

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