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Im Englischen Garten in München genießen die Menschen Temperaturen von über 30 Grad Celsius.

© dpa

Hitzewelle in Deutschland: Am Wochenende könnte es Rekordtemperaturen geben

Die Hitzewelle über Mitteleuropa wird erst einmal anhalten. Am Wochenende kann mit mehr als 40 Grad sogar ein neuer Temperaturrekord erreicht werden.

Von Katrin Schulze

Ein kühles Getränk im Biergarten, ein netter Grillabend mit Freunden auf der Terrasse oder einfach nur faul am Strand liegen. Bei diesem Juli-Wetter ist viel möglich. Dennoch fangen die ersten schon wieder an zu meckern. Zu heiß, zu schwül, zu schwitzig! War es vielen vor kurzem noch zu ungemütlich bei wechselhaftem Wetter, so herrschen seit dieser Woche in Deutschland Verhältnisse wie am Mittelmeer – zumindest was die Temperaturen angeht. In der Nacht zu Donnerstag gab es in den meisten Regionen des Landes sogar eine tropische Nacht. Das heißt, es wurde nicht kälter als 20 Grad. Am wärmsten war es mit 24,7 Grad in Düsseldorf sowie im nordrhein-westfälischen Gevelsberg, wie der Deutsche Wetterdienst sagte. Und es geht noch weiter mit der großen Sommerhitze.

Omega-Lage nennen Meteorologen das Phänomen, mit dem wir es aktuell zu tun haben. Ein umfangreiches Hoch hat sich östlich von Deutschland breitgemacht, die feuchten Luftmassen werden vorbeigeleitet. Das Resultat: wolkenfreier Himmel, Sonne satt, ein leichter Wind. Hinzu kommt, dass diese Wetterlage als besonders stabil gilt und über Tage oder gar Wochen anhalten kann. So wie in den Sommern 2003 und 2006. „Es wird jetzt Tag für Tag ein Stückchen wärmer“, sagt der Meteorologe Norbert Becker-Flügel von der MeteoGroup. Den vorläufigen Höhepunkt in diesem Jahr erwartet er für Samstag und Sonntag. Dann könnte es sogar einen neuen deutschen Temperaturrekord geben. Der steht bisher bei 40,2 Grad.

Annähernd so warm war es zum Beispiel in Duisburg bereits am Donnerstag, 38,7 Grad wurden dort gemessen. In Berlin lag die Temperatur bei 33 Grad. Hier wird es auch am Freitag und Samstag noch heiß und vor allem trocken bleiben, während im Westen schon die ersten Unwetter drohen. An der Wärme generell ändern diese aber nichts. „Bis einschließlich Sonntag wird die Hitzewelle anhalten“, sagt Becker-Flügel. „Ab Montag kann es dann einen Temperaturrückgang geben, jedoch bei anhaltender Schwüle.“ Diese Bedingungen könnten dann unangenehmer werden als die jetzigen. Und das, obwohl es einigen jetzt schon zu viel ist. Die einen stöhnen, die anderen freuen sich über die Verhältnisse.

Für Getreidebauern etwa könnte das Wetter kaum besser sein. „Bei der Ernte der Wintergerste, die jetzt anläuft, ist es hilfreich, wenn es trocken ist“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg, Horst Wenk. „Sonst können die Körner feucht werden und müssen getrocknet werden.“ Auch in den vergangenen Wochen seien die Wetterverhältnisse aus landwirtschaftlicher Sicht recht gut gewesen. Aber nicht nur die Deutschen bekommen die Hitzewelle ab. In 47 französischen Départements gilt bereits die zweithöchste Warnstufe – vor allem im Zentrum und im Nordosten des Landes, und auch in Paris. An der südwestfranzösischen Atlantikküste konnten sich viele bei Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius nur mit einem Sprung ins Meer abkühlen. Rekorde verzeichneten auch die Städte Nantes mit 37 Grad und Limoges mit 38 Grad.

Vorsicht für kranke und ältere Menschen

Doch das hervorragende Sommerwetter hat auch Nebenwirkungen. So hat ist es im Westen Frankreichs zu massiven Stromausfällen gekommen, wie der Stromnetzbetreiber RTE mitteilte. Zwischenzeitlich waren eine Million Haushalte ohne Strom. Frankreich ist gewarnt. 2003 waren bei einer Hitzewelle 19.000 Menschen ums Leben gekommen. Von ähnlichen Ausmaßen geht Gesundheitsministerin Marisol Touraine diesmal aber zunächst nicht aus. Es gebe „keine besonderen Befürchtungen“, sagte sie. Auch Wissen darum, dass im Sommer 2015 bessere Vorkehrungen getroffen werden. In der Pariser Metro werden Fahrgäste per Durchsage dazu aufgefordert, genug Wasser zu trinken. Auch Lehrer sind angehalten darauf zu achten, dass ihre Schüler ausreichend trinken. Die Rathäuser haben klimatisierte Räume für die Öffentlichkeit geöffnet, und Angestellte der Stadt rufen vorsichtshalber bei älteren Menschen an.

Generell warnen Behörden vor zu viel körperlicher Belastung im Freien. Das gilt in Frankreich wie in Deutschland. Vor allem gesundheitlich geschwächte aber auch ältere Menschen und Kinder sollten vorsichtig sein. Sie laufen bei diesen Bedingungen eher Gefahr, einen Hitzeschlag zu erleiden oder Fieber zu bekommen. Peter Sefrin, der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes rät, unbedingt mehr Flüssigkeit zu sich zu nehmen. „Die tägliche Trinkmenge von rund zwei Litern sollte mindestens um einen Liter erhöht werden“, sagt er.

Dabei sollte man sich jedoch in erster Linie an Wasser oder beispielsweise Apfelschorle halten. Denn Alkoholkonsum stellt einen zusätzlichen Gefährdungsfaktor dar, da er durch vermehrte Ausscheidung zu Flüssigkeitsverlust führt. Zudem empfiehlt das Rote Kreuz Kleidung aus dünnem Gewebe und natürlich einen ausreichenden Sonnenschutz. Krankenhäuser und die Feuerwehr sind auf die Situation vorbereitet. Der Chefarzt der Geriatrie am Marienkrankenhaus in Hamburg, Daniel Kopf, etwa rechnet mit deutlich mehr durch Wärme verursachte Notfälle in den nächsten Tagen. Durch Flüssigkeitsmangel komme es rasch zu einem Blutdruckabfall und Kreislaufbeschwerden, sagt er.

Wer die Hinweise der Ärzte beachtet, sollte keine Probleme bekommen und kann die Sommerhitze in Deutschland genießen. Lange draußen sitzen, baden gehen oder andere schöne Dinge im Freien unternehmen. Ganz ohne weit weg zu fahren. (mit AFP/dpa)

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