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Lanf unter. Das Gebiet rund um die Dörfer Fischbeck und Schönhausen (Sachsen-Anhalt) ist durch den Deichbruch vom Montag weitflächig überflutet.

© dpa

Hochwasser an der Elbe: Weitere Evakuierungen in Sachsen-Anhalt

Der am Montag gebrochene Deich bei Fischbeck macht weitere Evakuierungen notwendig. Auch in Lauenburg hat das Hochwasser einen neuen Höchststand erreicht. In Aken in Sachsen-Anhalt ist derweil ein 61-jähriger beim Auspumpen seines vollgelaufenen Kellers gestorben.

Angesichts weiter auf die Deiche drückender Wassermassen ist die Lage in den Flutgebieten an der Elbe auch am Mittwoch extrem angespannt geblieben. An der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg breitete sich das Hochwasser wegen eines Deichbruchs bei Fischbeck weiter im Hinterland aus, teilten die Krisenstäbe der Regierungen in Magdeburg und Potsdam mit.

Die Behörden in Sachsen-Anhalt ordneten die Evakuierungen der letzten verbliebenen Einwohner der Dörfer Klietz, Kamern und Wust im Landkreis Stendal an. Auf Brandenburger Seite begannen Helfer in der Nacht vorsorglich mit dem Bau eines Notdeichs, um das Havelland zu schützen.

Weiter nördlich in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen blickten die Einsatzkräfte mit Sorge auf die stark belasteten Deiche. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern war am Dienstag ein Sommerhochwasser-Rekord gemessen worden, der über der sogenannten Bemessungsgrenze der Deiche lag. Im niedersächsischen Landkreis Lüneburg wollten Helfer am Mittwoch fünf weitere Kilometer Deich mit Sandsäcken aufstocken.

Vielerorts hat das Elbe-Hochwasser seinen Höhepunkt erreicht, die Pegelstände stagnieren oder sinken zumeist. Die Wassermassen drücken dennoch weiter auf die Deiche. Die Gefahr von Brüchen bleibe groß, sagte der Katastrophenstab des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch. In Lauenburg in Schleswig-Holstein blieb der Wasserstand seit dem Abendstunden in etwa konstant. Auch in Niedersachsen verharrte die Elbe auf ihrem Höchststand.

Nach dem Deichbruch in Fischbeck müssen weitere Orte im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt evakuiert werden. In Lauenburg in Schleswig-Holstein war die Lage stabil. „Das müsste der Scheitelpunkt sein“, sagte Feuerwehrsprecher Thomas Grimm am Mittwochmorgen. In den niedersächsischen Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg verharrte die Elbe auf ihrem Höchststand.

Im von den Fluten bedrohten Ort Lauenburg sowie in Hitzacker in Niedersachsen will sich im Laufe des Tages Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Lage informieren. In der Altstadt von Lauenburg steht mittlerweile nach Informationen des ARD-Morgenmagazins knietef Wasser, das durch den steigenden Grundwasserpegel aus der Kanalisation nach oben drängt.

Beim Auspumpen eines überschwemmten Kellers in Aken in Sachsen-Anhalt ist ein 61-jähriger Mann ums Leben gekommen. Er wurde in der Nacht zum Mittwoch durch einen Stromschlag getötet, wie die Polizei in Halle mitteilte. Der Mann wollte seinen Keller auspumpen, der bei der Flut vollgelaufen war. Den Stromschlag habe er bei Arbeiten an einer elektrischen Anlage bekommen. Seine Ehefrau erlitt einen Schock und kam ins Krankenhaus. In den vergangenen Tagen hatte es im Zusammenhang mit dem Hochwasser in Deutschland bereits mehrere Tote gegeben, drei davon in Sachsen-Anhalt.

Der Pegelstand der Elbe im niedersächsischen Hohnstorf ist seit Dienstagabend nicht weiter gestiegen. Am Flussufer gegenüber von Lauenburg in Schleswig-Holstein wurde am Mittwochmorgen (6.01 Uhr) ein Wasserstand von 9,53 Metern gemessen. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung hatte für den Pegel Hohnstorf einen Höchststand von 9,55 Meter am Mittwoch vorhergesagt. Die Messwerte an einem vom Technischen Hilfswerk in Lauenburg selbst installierten Pegel liegen nach Angaben des Krisenstabes durchschnittlich um sechs Zentimeter darüber (Dienstagabend: 9,61 Meter). Der Normalwert in Hohnstorf beträgt 4,80 Meter.

Schon am Dienstagabend Evakuierungen bei Fischbeck

Im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt wurden am späten Dienstagabend rund 150 Menschen in Sicherheit gebracht. Grund war der bereits gebrochene Deich bei Fischbeck, wie der Krisenstab der Landesregierung mitteilte. „Nach längeren Versuchen, den Ort zur retten, war dies nicht mehr möglich“, sagte eine Sprecherin. Helfer wären sonst selbst in Gefahr geraten. An der Bruchstelle des Deichs sei die Situation jedoch weitgehend stabilisiert. Die Bundeswehr hatte aus der Luft große Sandsäcke abgeworfen; es fließe mittlerweile weniger Wasser durch die Bruchstelle. Nach wie vor verteilen sich jedoch gigantische Wassermassen im Hinterland. In Magdeburg entspannte sich die Lage, die Pegelstände sanken weiter.

In Lauenburg in Schleswig-Holstein war die Lage nach wie vor angespannt. Teilweise stand das Wasser bis zu 30 Zentimeter hoch in den Straßen. Man hoffe, dass der Scheitelpunkt des Hochwasser demnächst erreicht sei, sagte ein Sprecher des Krisenstabs. Im Laufe des Tages soll laut Wasser- und Schifffahrtsverwaltung am Pegel Hohnstorf ein Höchststand von 9,55 Metern erreicht werden.

Auch Niedersachsen kämpft weiter gegen die Elbeflut. Die Einsatzkräfte müssen die Deiche gegen die Wassermassen verteidigen. Tausende von Helfern sind im Einsatz. Das Wasser soll nach Einschätzung der Katastrophenstäbe aber nicht mehr weiter steigen. Doch bedrohen schwimmende Bäume und Äste Deiche und in Hitzacker auch die dünne Spundwand, die die Altstadt sichern soll. Rund 50 Tonnen Treibgut holten die Einsatzkräfte nach Angaben des Landkreises Lüchow-Dannenberg in den vergangenen Tagen aus der Elbe. Zudem steigt die Gefahr, dass die Deiche durchweichen.

In Mecklenburg-Vorpommern sind mehr als 3000 Einsatzkräfte und Helfer in der Region um Dömitz und Boizenburg im Einsatz. Die Pegelstände blieben in der Nacht zum Mittwoch weitgehend stabil bei etwa 7,18 Metern in Dömitz und 7,32 in Boizenburg. Normal sind rund zwei Meter. An vielen Stellen sickert bereits Wasser durch die Deiche. Wie der Landrat des Kreises Ludwigslust-Parchim, Rolf Christiansen (SPD), mitteilte, sind die Stellen aber noch unproblematisch.

Brandenburg scheint beim Hochwasser glimpflich davonzukommen. Wegen des gebrochenen Deichs bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt war im Havelland ein rund 3,5 Kilometer Notdeich errichtet worden. „Die Lage sieht stabil aus“, sagte ein Sprecher der Koordinierungsstelle Katastrophenmanagement. Der Notdeich werde wohl nicht unter Druck geraten. Im Süden des Landes haben unterdessen die Aufräumarbeiten begonnen.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) forderte ARD und ZDF auf, im Rahmen einer Spendengala Geld für die Flutopfer in Deutschland zu sammeln. Der „Bild“-Zeitung (Mittwoch) sagte Kauder: „ARD und ZDF sollten sich überlegen, ob sie nicht zur Linderung der Schäden durch die Flut eine extra Spenden-Gala veranstalten.“ Die Sendung könnte gut auf die Möglichkeiten zum Spenden hinweisen. Kauder erinnerte an die Erfahrungen mit der Flut von 2002. Damals sei eine solche Sendung ein voller Erfolg gewesen. (dpa)

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