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Hochwasser in Osteuropa: Weiter höchste Alarmstufe

Evakuierungen, kontrollierte Überflutungen, Rekord-Pegelstände: In zahlreichen Ländern Osteuropas kämpfen die Menschen an der Donau und ihren Nebenflüssen weiter gegen das dramatisch gestiegene Hochwasser.

Bukarest/Hamburg - Besonders schlimm betroffen ist Rumänien. Dort mussten in den vergangenen Tagen rund 1000 Anwohner ihre Häuser verlassen. Die Behörden gaben höchste Alarmstufe. In Deutschland hat sich dagegen die Lage in den Hochwassergebieten der Elbe weiter normalisiert. Der Katastrophenalarm wurde in allen Kreisen aufgehoben, überall liefen Aufräumarbeiten. Nach einwöchiger Sperrung wurde die Elbe in den betroffenen norddeutschen Kreisen wieder für den Schiffsverkehr freigegeben.

In Rumänien ist vor allem der Südosten des Landes betroffen. Rund 50.000 Hektar Ackerland und Wiesen sind überflutet. Zum Vergleich: Das ist etwa die doppelte Fläche der Stadt Frankfurt am Main. Die größte Gefahr besteht jetzt vor allem zwischen den Orten Giurgiu und Tulcea, wo das Wasser in den nächsten Tagen um bis zu 35 Zentimeter steigen soll. Aus dem westlichen Donauabschnitt berichtete die Nachrichtenagentur Mediafax am Montag dagegen von leicht sinkenden Pegelständen.

In der Nacht zum Montag gab ein weiterer Deich bei der Ortschaft Calarasi nach. Der Grenzübergang bei der Fähre zum bulgarischen Silistra stand unter Wasser. Bei Calarasi und Fetesti am Borcea-Arm der Donau sprengten die Behörden am Montag zwei Schutzdeiche, um kontrolliert rund 500 Millionen Kubikmeter Donauwasser auf Ackerland und Viehweiden abzuleiten. Dadurch sollten Siedlungen flussabwärts geschützt werden. Gründe des Hochwassers sind die Schneeschmelze und starke Regenfälle.

Kritisch ist die Situation auch in Bulgarien: In allen Donaugemeinden bleib am Montag der Notzustand in Kraft. Bei Widin wurde der Aufbau eines Zeltlagers für bis zu 4000 Menschen abgeschlossen. Für den Fall einer Massenevakuierung sollen sie dort untergebracht werden. Obwohl die Donau in Bulgarien am Montag langsamer oder nicht mehr angestiegen war, blieb die Lage in der Stadt Nikopol weiter kritisch. Die Stromversorgung in einem vor vier Tagen überfluteten Stadtviertel war unterbrochen, wie der Bürgerschutz mitteilte. Mehrere Dutzend Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Für diesen Mittwoch wird ein weiteres Ansteigen der Donau befürchtet.

In Ungarn herrschte am Montag höchste Alarmstufe am Unterlauf der Theiß, dem größten Nebenfluss der Donau. Als besonders gefährdet galten die Städte Szolnok und Szeged. Seit Tagen bauen hier Freiwillige und Soldaten in Szeged und Szolnok provisorische Deiche aus Sandsäcken.

Flutwelle aus Ungarn erwartet

Aus Serbien berichteten die Behörden von gleich bleibenden Wasserständen. Jedoch seien die Pegelstände an manchen Stellen sogar 40 Zentimeter höher als im Flutjahr 1981. Von neuen Gefahren wird aus den Gebieten um die Flüsse Begej und Tisa in der nördlichen Provinz Vojvodina gewarnt. Trotz Bemühungen von Soldaten, Anwohnern und Feuerwehrleuten wurden niedrigere Teile der Industriestadt Zrenjanin überflutet. Die Tisa stieg seit Sonntag um 20 Zentimeter. In den kommenden Tagen wird eine Flutwelle aus Ungarn erwartet. Diese Welle könnte die Dämme ernsthaft bedrohen, hieß es.

In Deutschland ist der Wasserstand der Elbe im schleswig- holsteinischen Lauenburg über das Oster-Wochenende viel schneller gesunken, als es die Experten erwartet hatten. Wie ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes berichtete, stand das Wasser am Pegel am Montag bei 7,79 Metern. Normal sind es dort fünf Meter. Vor einer Woche hatte das Hochwasser mit 9,10 Metern seinen höchsten Stand erreicht und große Schäden angerichtet.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte die Bundesländer zu einem wirkungsvollen Hochwasserschutz auf. «Die Länder sind am Zuge, das umzusetzen, was an gesetzlichen Maßnahmen bereits vereinbart worden ist», sagte er der «Sächsischen Zeitung» (Dienstag). Nach dem im vergangenen Jahr verabschiedeten Hochwasserschutzgesetz seien die Bundesländer verpflichtet, Überschwemmungsgebiete rechtlich festzusetzen, Bebauungsverbote vorzunehmen und Pläne aufzustellen, um einen abgestimmten Hochwasserschutz entlang der Flüsse zu erreichen. (tso/dpa)

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