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Williamson

© dpa

Holocaust-Leugner: Williamson als Seminarleiter abgesetzt

Der Rückhalt schwindet: Der Holocaust-Leugner Richard Williamson ist offenbar von seinem Posten als Leiter eines Priesterseminars in der Nähe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires entbunden worden.

Die Absetzung Williamsons hat demnach der Leiter der erzkonservativen Pius-Bruderschaft für Lateinamerika, Christian Bouchacourt, angeordnet. Das berichtete die argentinischen Nachrichtenagentur  DyN am Sonntag (Ortszeit) unter Berufung auf ein Fax der Bruderschaft. Eine offizielle Bestätigung für die Absetzung von Williamson gab es zunächst nicht. Den von Papst Benedikt XVI. geforderten Widerruf der Leugnung des Holocaust durch Williamson lehnte der 68-Jährige vorerst ab. "Er sei weder tot, noch liege er im Sterben oder sei in den Ruhestand getreten", schrieb er in seinem Internetblog Dinoscopus über sich selbst in dritter Person.

Die Rücknahme der Exkommunikation von Williamson durch Papst Benedikt XVI. hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Williamson leitet seit 2003 das Priesterseminar in dem Ort La Reja westlich von Buenos Aires. Dort war er während der Messe am Sonntag wie schon in den Tagen zuvor weder zu sehen noch zu sprechen. Andere Priester verweigerten jede Aussage zu seinem Aufenthalt und jeden Kommentar zu Williamsons Leugnung der Ermordung von sechs Millionen Juden während der Nazi-Diktatur. Dies sei dessen "Privatsache", hieß es gleichlautend. Ein Gläubiger verglich Williamson gar mit dem italienischen Wissenschaftler Galileo Gelilei, der vom Vatikan gezwungen worden war, zu widerrufen, dass die Erde eine Kugel sei und sich um die Sonne drehe.

Telefongespräch zwischen Merkel und dem Papst

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Papst hatten bei einem Telefongespräch die jüngsten Verstimmungen in der Affäre um Williamson offenbar ausgeräumt. "Es war ein gutes und konstruktives Gespräch, getragen von dem gemeinsamen tiefen Anliegen der immerwährenden Mahnung der Schoah für die Menschheit", teilten Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi und der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, am Sonntag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.

Williamson begründete in einem schriftlich geführten "Spiegel"-Interview seine Verweigerung des vom Papst geforderten Widerrufs damit, er wolle zunächst die historischen Beweise für den millionenfachen Mord an den Juden prüfen. "Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen", sagte Williamson. Er war vor kurzem mit drei anderen exkommunizierten Bischöfen der erzkonservativen Piusbruderschaft durch den Papst wieder in die Kirche aufgenommen worden. Nach Darstellung des Vatikans hat der Pontifex von der Holocaust-Leugnung Williamsons nichts gewusst. In einem TV-Interview hatte der Brite gesagt, historische Fakten sprächen gegen die Existenz von Gaskammern. Es seien nicht sechs Millionen Juden von den Nazis ermordet worden, sondern 200.000 bis 300.000 - aber keiner von ihnen in Gaskammern.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen für eine Austrittswelle empörter deutscher Katholiken. "Spiegel-Online" verwies auf Angaben von Standesämtern und Amtsgerichten in deutschen Städten über sprunghaft gestiegene Austritte. Außerdem seien immer mehr Stimmen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche zu hören, die einen Ausschluss von Williamson forderten. (mfa/dpa)

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