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Hurrikan-Saison: Zwischen "Katrina" und "Ophelia"

Mit peitschenden Winden und schweren Regenfällen ist Hurrikan "Ophelia" an der Küste des US-Bundesstaates North Carolina entlang gezogen. Für die Bewohner von New Orleans bessern sich derweil die Aussichten.

Washington (15.09.2005, 21:48 Uhr) - Rückkehr nach New Orleans: Knapp drei Wochen nach der Hurrikankatastrophe dürfen am Wochenende zunächst Geschäftsleute und Firmenbesitzer in die weniger zerstörten Viertel zurückkehren. Von Montag an sollen dann Bewohner bestimmter Viertel folgen können, kündigte Bürgermeister Ray Nagin am Donnerstag an. US-Präsident George W. Bush wollte nach Angaben des Weißen Hauses am Donnerstagabend (Freitag 03.00 Uhr MESZ) ein gewaltiges Wiederaufbauprogramm ankündigen. Unterdessen donnerte der Hurrikan «Ophelia» gegen die US-Ostküste - er war allerdings deutlich schwächer als «Katrina».

Von Montag an könnten die Bewohner des Viertels Algiers als erste in ihre Häuser zurückkehren, sagte Nagin. In den nächsten Tagen würden dann weitere Viertel für die Bewohner geöffnet, am Montag in einer Woche zum Beispiel das historische French Quarter. Es werde Zeit, dass wieder Leben in der Stadt einkehre, sagte Nagin. Nach seinen Angaben können in den kommenden Tagen 180.000 Menschen zurückkommen. Die Behörden wiesen aber zugleich auf Schwierigkeiten hin. So sei das Wasser noch ungenießbar und die Stromversorgung nur sehr begrenzt wieder hergestellt. Mehrere Fernsehsender berichteten am Donnerstag bereits aus dem French Quarter.

Auch Präsident Bush wollte am Donnerstag erneut nach New Orleans reisen und sich von dort aus in einer Fernsehansprache an die Nation wenden. Nach Angaben des Weißen Hauses wollte Bush ein beispieloses Wiederaufbauprogramm für die vom Hurrikan «Katrina» zerstörte Gebiete an der Golfküste ankündigen. So solle es unter anderem Gelder für den Hausbau und für die Wiederansiedelung von Firmen geben. Auch sollten Beihilfen für die Krankenversicherung Hunderttausender Betroffener und Erziehungsbeihilfen für deren Kinder bereitgestellt werden.

Weitere Leichen gefunden

Unterdessen stieg die offizielle Todeszahl auf über 700. In zwei weiteren Altenheimen wurden nach einem Bericht der «New York Times» insgesamt 13 Leichen gefunden. Am Vortag hatten die Behörden Anklage gegen die Besitzer des Altenheims St. Rita erhoben, wo 34 tote Patienten gefunden worden waren. Sie hatten vergeblich darauf gewartet, vor dem Hurrikan in Sicherheit gebracht zu werden.

Das Augenmerk der Helfer im Süden der USA richtete sich zunehmend auf das Schicksal der Kinder. Nach Angaben der «Katrina Missing Persons Hotline» des Nationalen Zentrums für vermisste oder ausgebeutete Kinder (NCMEC) gab es am Mittwoch etwa 2000 Fälle, in denen entweder Kinder ohne Eltern aufgegriffen worden waren oder Eltern ihre Kinder suchten. 40 ehemalige Polizisten bedienten fast ununterbrochen die Vermisstentelefone des Zentrums.

Maßnahmen gegen Mückenplage

Unterdessen begannen die Behörden, Insektizide über New Orleans zu versprühen, um der Mückenplage in dem verseuchten Wasser zu begegnen. Damit soll unter anderem die Verbreitung des durch Mücken übertragenen West-Nil-Virus gestoppt werden. Im Fernsehen war am Mittwoch zu sehen, wie eine große Transportmaschine vom Typ C-130 über der Stadt flog und das Insektengift versprühte.

Zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen sich die Behörden in der stark zerstörten Stadt Long Beach in Mississippi. Spezialistenteams zogen einen Stacheldrahtzaun von insgesamt sechs Kilometer Länge um die Innenstadt. Der Nachrichtensender CNN berichtete, die Polizei habe erklärt, damit sollten Plünderungen verhindert werden. Dagegen habe ein Militärsprecher gesagt, unter den Trümmern würden besonders viele Leichen vermutet, deshalb solle verhindert werden, dass jemand in die Stadt laufe und die Bergung störe.

«Ophelia» vor der Ostküste

Während der Wiederaufbau an der Golfküste voranging, wappnete sich die amerikanische Ostküste gegen den Hurrikan «Ophelia». Mit peitschenden Winden, schweren Regenfällen und heftiger Brandung war der Hurrikan am Donnerstag an der Küste des US-Bundesstaates North Carolina entlang gezogen. Auf der Landzunge Outer Banks vor dem Festland donnerten bis zu drei Meter hohe Wellen gegen die hölzernen Anglerstege.

Mehrere Straßen auf der schmalen Landzunge vor der Festlandküste wurden überschwemmt. Viele Brücken wurden wegen des starken Windes gesperrt. Zahlreiche Bewohner und praktisch alle Touristen hatten die Gegend nach Evakuierungsaufrufen der Behörden verlassen.

Die Outer Banks gehören zu den beliebtesten Ausflugs- und Urlaubszielen an der US-Ostküste. Experten befürchteten, dass der Sturm auch Seewasser in die Flüssen hineindrücken und damit auch landeinwärts für Überschwemmungen sorgen könnte. (tso/dpa)

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