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Hurrikankatastrophe: 45 Leichen in Klinik gefunden

Grausiger Fund in New Orleans: Gut zwei Wochen nach Hurrikan "Katrina" haben Helfer 45 Leichen in einem Krankenhaus der schwer verwüsteten US-Südstaatenmetropole gefunden.

Washington (13.09.2005, 16:37 Uhr) - Unterdessen reagierte Präsident George W. Bush auf anhaltend scharfe Kritik am Krisenmanagement und wechselte am Montag den Chef des Katastrophenschutzes aus. Nach dem Rücktritt des Leiters der Bundesbehörde für Katastrophenmanagement (FEMA), Michael Brown, ernannte er den krisenerfahrenen David Paulison zum Nachfolger. Zugleich wies Bush bei seinem dritten Besuch im Hurrikangebiet im Südosten der USA Vorwürfe zurück, Hintergrund der schleppenden Hilfe seien rassistische Gründe gewesen.

Wie der Nachrichtensender CNN am Dienstag berichtete, ist noch unklar, wie die zumeist älteren Patienten in dem Krankenhaus «Memorial Medical Center» ums Leben kamen. Sicher habe die Hitze dazu beigetragen. Nach dem Stromausfall in Folge des Hurrikans funktionierten in dem Gebäude auch die Klimaanlagen nicht mehr und die Temperaturen seien auf über 38 Grad gestiegen. Zwar sei nicht auszuschließen, dass einige der Patienten bereits vor dem Hurrikan starben, doch sei offensichtlich, dass andere ums Leben kamen, während sie auf ihre Evakuierung warteten.

Das Krankenhaus war vor einer Woche geräumt worden, nachdem ins Erdgeschoss Wasser eingedrungen war. Nach Angaben der Gesellschaftler waren damals alle Patienten in Sicherheit gebracht worden. Bereits Tage zuvor waren in einem Altenheim in der Region 34 Leichen gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, sie prüfe, ob ein Verfahren eingeleitet wird. Dabei soll geklärt werden, warum das Altersheim St. Ritas nicht evakuiert wurde. In vielen Krankenhäusern und Heimen herrschten noch Tage nach dem verheerenden Sturm katastrophale Zustände.

Die offizielle Totenzahl durch Hurrikan «Katrina» erhöhte sich damit auf rund 450 in Louisiana und Mississippi. Die Bergung der Leichen ist allerdings noch längst nicht abgeschlossen.

Präsident Bush hatte bei seinem Besuch in New Orleans von Fortschritten gesprochen. Er wies Vorwürfe als absurd zurück, dass die schleppende Hilfe im Katastrophengebiet auf versteckten Rassismus zurückzuführen sei. In einer neuen Gallup-Umfrage im Auftrag von CNN und der Zeitung «USA Today» zeigten sich in dieser Frage allerdings sehr unterschiedliche Ansichten bei Schwarzen und Weißen. 60 Prozent der befragten Afroamerikaner erklärten, es habe eine Rolle gespielt, dass die meisten Opfer Schwarze waren. 90 Prozent der befragten Weißen hielten dies für unrichtig.

Bush ernannte am Montag den leitenden FEMA-Beamten Paulison zum Nachfolger des umstrittenen Brown, der mit praktisch keinerlei Erfahrung seinen Job angetreten hatte und am Montag nach massiver Kritik wegen der langsamen Reaktion der Behörde zurückgetreten war. Vor seiner Ernennung, die nach Einschätzung der Medien auf politische Kontakte zum Weißen Haus beruhte, hatte Brown einen Verband für arabische Zuchtpferde vertreten. Sein Nachfolger hat Erfahrungen in der Behörde, bei der Feuerwehr und in Krisensituationen.

Unterdessen gibt es weitere Anzeichen für eine Normalisierung in New Orleans. Der Flughafen der Stadt sollte am Dienstag erstmals für Passagierflugzeuge geöffnet werden. Eine erste Airline bot von Memphis aus Flüge von und nach New Orleans an. Nach jüngsten Angaben sind inzwischen 50 Prozent der Stadt wieder trocken gelegt. Berichte, wonach in der Nacht zum Dienstag ein Damm gebrochen sei, sorgten vorübergehend für Unruhe. Militärs konnten das kleine Leck jedoch schnell stopfen. (tso/dpa)

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